Wie kann ich mein Kind vor den Gefahren im Internet schützen? Gar keine leichte Aufgabe. Denn: Damit ein gefahrloser Umgang gewährleistet ist, ist es umso wichtiger, dass Stolpersteine bereits im Vorfeld auch als solche erkannt werden. Kristin Langer, Mediencoach bei «SCHAU HIN! Was dein Kind mit Medien macht», erklärt im Interview, wie wichtig ein eigenes Benutzerkonto, altersgerechte Suchmaschinen und Kinderwebseiten sind.
Gefahrloser Umgang im digitalen Zeitalter – so klappt es
Viele Eltern stellt die Frage «Wie soll sich mein Kind im Internet bewegen?» vor grosse Herausforderungen. Worauf sollte man unbedingt ein Augenmerk legen?
Gerade bei den Interneteinsteigerinnen und -einsteigern ist es wichtig, einen sicheren «Surfraum» zu haben – egal, ob am Computer, am Tablet oder Handy. Als Faustregel gilt, dass Eltern ihre Kinder bei den ersten Schritten im Internet begleiten sollen. Kinder müssen nicht nur wissen, wie sie das Gerät bedienen müssen, sondern auch lernen, wie sie ihr jeweiliges Ziel erreichen können – und was sie meiden sollten. Eine Kinderstartseite einzurichten, ist schon einmal sehr hilfreich. Die ist überschaubar für die Eltern und auch für das Kind.
Wie sieht es im Hinblick auf die Suchmaschinen aus?
Hier empfehlen wir ganz klar, nicht über die grossen «Player» zu gehen, sondern Kindersuchmaschinen zu nutzen. Sie filtern alles heraus, was nicht altersgerecht oder für Erwachsene gedacht ist. Zudem leiten sie mein Kind auf Kinderwebseiten weiter. Die Dinge, die dort erklärt werden, versteht das Kind also auch. Gute Webseiten für Kinder haben keine Querverlinkung oder Werbung. Ein Beispiel mit altersgerechtem Angebot ist die Sammlung «seitenstark.de». Wenn Eltern sich einen Überblick zu Kinderwebseiten und -suchmaschinen verschaffen, finden sie schnell heraus, welche nützlich für die Schule, zur Entspannung oder für den Spass sind. Kindersuchmaschinen sind beispielsweise «fragfinn.de», «blinde-kuh.de» oder «helles-koepfchen.de».
Wie sieht es bei älteren Kindern aus?
Auch hier sollten die grossen Anbieter besser gemieden werden. Wir empfehlen statt dessen sogenannte diskrete Suchmaschinen, die keine Suchverläufe speichern, wie es «Qwant» oder «Startpage» praktizieren.
Kann das Sprichwort «Vertrauen ist gut, Kontrolle besser» auch im Hinblick auf die Sicherheit im Internet angewendet werden? Kinder haben einerseits ein Recht auf Privatsphäre, andererseits müssen Eltern ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen und das Kindeswohl berücksichtigen.
Der Spagat ist in der Tat gross. Je nach Alter und Netzaktivität wollen Kinder natürlich auch ihre Privatsphäre einfordern. Der Vertrauensweg ist sicherlich gut und wichtig, er sollte also in jedem Fall aufgebaut werden. Die Eltern müssen jedoch auch dafür sorgen, dass ihre Kinder vor Widrigkeiten geschützt werden. Es empfiehlt sich, genau hinzuschauen: Hat sich mein Kind verändert? Wichtig ist, dass Eltern mit ihren Kindern darüber reden – und nicht einfach hinter ihrem Rücken die Kontrollfunktion einnehmen. Kinder müssen verstehen, dass ihre Eltern stark in die Situation mit eingebunden sind. Beispielsweise durch den Kauf eines Handys oder den dafür nötigen Vertragsabschluss. Also müssen sie die Mitverantwortung tragen und wissen, worum es geht. Bildlich gesprochen erklären Eltern ihren Kindern, wofür sie im Ernstfall «den Kopf hinhalten müssen». Zusammen kann geklärt werden, welche Nutzungsbedingungen eingegangen und Daten geschützt werden. Schliesslich würde man im realen Leben auch nicht wildfremden Leuten den Wohnungsschlüssel überlassen. Schütze ich mich jedoch nicht mit sparsamen Datenangaben oder Passwörtern, öffne ich anderen Tür und Tor. Und das verstehen auch Kinder.
Wie kann eine solche Sicherheit trainiert werden?
Das «Internet-ABC» und der «Surfschein» eignen sich dafür sehr gut. Es sind spielerische Fragen in grundlegenden Bereichen – etwa Wichtiges über das Chatten, über Datenverkehr und Viren oder auch eigenen Verhaltensweisen. Der «Surfschein» kann anschliessend ausgedruckt werden und zeigt mit farbigen Punkten auf, wo das Kind schon fit ist oder wo es Nachholbedarf gibt. Thematische Lernmodule erklären alles auf kindgerechte Art und Weise. Auch ein Mediennutzungsvertrag kann wichtige Regeln zwischen Eltern und Kindern aufzeigen. Unter «mediennutzungsvertrag.de» können beispielsweise Zeiten für die Nutzung eingetragen und andere Absprachen getroffen werden. Zusätzlich können Geräteeinstellungen oder eine mitwachsende Schutzsoftware dafür sorgen, dass nicht altersgerechte Seiten gesperrt und Kontaktbereiche beschränkt werden.
Manchmal spielt aber auch der Gruppendruck eine grosse Rolle – beispielsweise bei Social-Media-Kanälen und der Selbstpräsentation.
Ja, das ist häufig so. Auch hier sollten Eltern das Gespräch suchen und die Kinder über eventuelle Risiken aufklären. Bei «Juki.de» etwa können Videos eingestellt werden, die nicht gleich die ganze Welt sieht, sondern eine junge Community. Es ist ein geschützter Raum, in dem Hasskommentare oder gemeine Bemerkungen aussen vor bleiben. Will die Familie miteinander chatten, lohnt es sich, die Messenger zu prüfen und auf Alternativen («Threema», «Signal», oder «Chiffry») auszuweichen. Auf den ersten Blick erscheint es vielleicht kompliziert oder umständlich, einen etwas anderen Weg einzuschlagen. Aber mit der Zeit tritt eine Gelassenheit ein, weil sich Eltern keine Sorgen über Datenklau oder -missbrauch machen müssen.