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Prävention im Strassenverkehr «Warte, luege, lose, laufe…»

Der Schulweg ist für Kinder wichtig. Auf ihm lernen sie Verkehrs- und Sozialkompetenzen. Eltern sollten dabei als gutes Vorbild vorangehen. Denn die Kinder kopieren das Verhalten auf der Strasse in erster Linie von ihnen.

Bild: © PaniYani/shutterstock.com

Kinder werden hauptsächlich von ihren Eltern auf den Schulweg vorbereitet. Dieser ist wichtig, weil sich Kinder beim Zur-Schule-Gehen Verkehrskompetenzen und soziale Fähigkeiten aneignen. Wer Kindern den Schulweg nimmt, indem er sie beispielsweise zum Unterricht fährt, erweise ihnen überhaupt keinen Dienst, sagt Martin Roffler, der seit 19 Jahren bei der Kantonspolizei Graubünden Primarschüler in ihren Verkehrskompetenzen schult. «Das Wichtigste ist», sagt er, «dass Eltern sich selbst korrekt verhalten. Sie sind Vorbilder und Kinder schauen ab.»

Zwar besuchen Roffler und sein Präventionsteam alle Primarschüler jedes Jahr für eine Doppellektion Verkehrskunde – doch die elterliche Vorbildfunktion sei viel wichtiger. Er sagt auch, dass Kinder den Schulweg so früh als möglich allein bewältigen sollten. «Eltern können die Kinder zuerst ganz und dann immer weniger weit begleiten», rät er. Dem Kind mit dem Auto hinterherzufahren oder es mit elektronischen Hilfsmitteln zu tracken, findet er gar nicht gut: «Das ist nicht förderlich und verhindert, dass das Kind selbstsicher wird.»

Eltern sollten allerdings beachten, dass der kürzeste oft nicht der sicherste Schulweg ist. «Wenn sich gefährliche Strassenquerungen mit einem kleinen Umweg vermeiden lassen, dann ist das sicher förderlich», rät der Polizist. In Sachen Verkehrssicherheit gelte das Gleiche übrigens fürs Velofahren: Eltern sollten mit ihren Kindern üben, wie man sich auf dem Velo richtig verhält, denn sie lernen die korrekten Verhaltensweisen am besten beim Tun. «Alles steht und fällt mit den Eltern», sagt Roffler und rät ängstlichen Eltern und Kindern, über den eigenen Schatten zu springen: «Andere Kindern können es ja auch.»

Häufiges Fehlverhalten von Kindern

Wenn Kinder allein unterwegs sind, sind sie in der Regel aufmerksamer. «In Gruppen sind sie nicht mehr gleich konzentriert und abgelenkt», sagt Roffler. Das gelte auch fürs Velofahren: Fahren die Kinder zu zweit oder in Gruppen, ist für die anderen Verkehrsteilnehmer besondere Vorsicht geboten. Und Roffler hat noch eine wichtige Botschaft für alle Autolenker: «Bitte ganz anhalten und auf Handzeichen verzichten.» Warum? Handzeichen sind doch eine gute Art, den Kindern zu signalisieren, dass man sie gesehen hat und sie die Strasse überqueren lässt. «Ja, schon», wirft Roffler ein, «Aber: Es kann dann vorkommen, dass das Kind nicht mehr auf die andere Seite schaut und ein herannahendes Auto übersieht.»

Im Allgemeinen seien aber die Schulwege heute nicht unsicherer als früher, obwohl es viel mehr Autoverkehr gebe. Auch passieren relativ wenig Unfälle mit Schulkindern, obwohl natürlich jeder Unfall einer zu viel sei, merkt Roffler an und bittet gleichzeitig alle Eltern, sich über die Strassenzulassung von E-Trottinetten, Rollbrettern, Hoverboards etc. vorgängig und genau zu informieren. «Viele wissen nämlich nicht, dass Hoverboards auf öffentlichen Verkehrsflächen nicht erlaubt sind oder dass E-Trottinette zwar schon ab 14 Jahren zugelassen sind, es dafür aber eine Töffliprüfung braucht», mahnt er. Erst ab 16 Jahren können diese Fortbewegungsmittel prüfungsfrei benutzt werden.

Tipps für einen unfallfreien Schulweg

  • Auf die gute Sichtbarkeit achten: helle Kleidung und reflektierende Elemente zum Beispiel am Thek sorgen für mehr Sicherheit.
  • Besprechen Sie mit Ihrem Kind gefährliche Situationen und zeigen Sie ihm mögliche Gefahren auf.
  • Wählen sie den sichersten und nicht den kürzesten Schulweg. Begleiten Sie anfangs Ihr Kind. Ab der ersten Klasse sollte der Schulweg dann selbstständig gemeistert werden.
  • Allenfalls Laufgemeinschaft mit Schulgspänlis bilden. Das ist auch für die Sozialkompetenzen förderlich.
  • Frühzeitig loslaufen. Das verhindert, dass Ihr Kind in Zeitdruck und eine Stresssituation gerät.
  • Merksätze wie «warte, luege, lose, laufe» helfen dem Kind, sich an die Regeln zu erinnern.