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3 Grundelemente für eine gelingende Medienerziehung

«Medienerziehung ist auch bei uns in der Familie ein Thema» – diesen Satz höre ich als Sozialpädagoge und Elternberater zur Medienerziehung fast von allen Eltern, die mir begegnen und hören, was ich beruflich mache. Drei Grundpfeiler erachte ich dabei als zentral.

Bild: © Maria Surtu/shutterstock.com

Viele Eltern wissen, dass ihr Kind Medienkompetenz erlernen sollte, allerdings machen sie sich auch Sorgen, denn zu viel Mediennutzung führt oft dazu, dass ihr Kind träge und antriebslos wird und sich plötzlich für nichts anderes mehr interessiert als die digitalen Medien. Und so dreht sich der medienerzieherische Alltag oftmals um die Medienzeiten der Kinder und wie sie weniger Zeit mit digitalen Geräten verbringen könnten. Damit fokussieren sich Eltern meiner Meinung nach allerdings auf die falschen Tatsachen, welche die Mediennutzung des Kindes als problematisch erscheinen lassen und eher zu Konflikten in der Familie als zu einer zufriedenstellenden Medienerziehung führen. Deshalb möchte ich hier aus meiner Erfahrung von etlichen Elternbegleitungen sprechen und die drei Grundpfeiler erläutern, welche aus meiner Sicht elementar sind für eine gelingende Medienerziehung.

1. Grundpfeiler: Verständnis über die Wirkungsweise digitaler Medien auf Kinder

Digitale Medien, unabhängig von der genauen Medienaktivität, wirken besonders anziehend auf Kinder, weil sie im Gehirn der Kinder das sogenannte Belohnungszentrum triggern und dabei eine Ausschüttung von Glückshormonen anregen. Die Kinder fühlen sich besonders glücklich und froh, dass sie diese Ausschüttung ausgelöst haben und möchten diese immer wieder anregen und immer wieder diese Glücksmomente erleben – was absolut nachvollziehbar ist. Daraus entsteht ein regelrechter Trieb nach solchen Glückserregungen, was in einer extremen Anziehung durch digitale Medien beobachtbar ist.

Was viele Eltern aber nicht wissen und dies unterscheidet auch die Kinder von uns Erwachsenen: Die Kinder haben, zumindest bis zur Pubertät, noch keine hemmenden Strukturen entwickelt, um diese blinde Jagd nach Glücksmomenten zu reflektieren und einzuordnen, deren langfristigen Folgen einzuschätzen und entsprechende Handlungsmuster zu entwickeln, welche nicht triebgesteuert sind.

Sehr ähnlich ist das mit Süssigkeiten, denn auch da können Kinder noch nicht eigenverantwortlich eine Grenze ziehen. Bei den Süssigkeiten wissen die Eltern aber Bescheid und begrenzen ihre Kinder entsprechend – wohl wissend, dass dies auch zu kurzzeitigen Frustsituationen seitens der Kinder führen kann.

2. Grundpfeiler: Haltung anpassen – Verständnis und Interesse zeigen

In der Situation des hilflosen Ausgeliefertseins des Kindes gegenüber seinen Emotionen und natürlichen Trieben nach Glückserregungen braucht das Kind von seinen Eltern Verständnis statt Vorwürfe bezüglich seiner Machtlosigkeit und Inkompetenz, die eigene Gefühlswelt zu beherrschen.

Um dieses Verständnis auch wirklich aufbringen zu können, sollten Eltern sich für die individuelle Mediennutzung ihres Kindes interessieren und herausfinden, wovon das eigene Kind sich in der digitalen Welt angezogen fühlt, um es danach auf der emotionalen Ebene besser abholen und begleiten zu können. Dazu sollten sich Eltern für die individuelle Mediennutzung des Kindes ganz konkret interessieren, sich vom Kind Spiele oder Apps erklären und vorführen lassen und auch selbst mal mit dem Kind in die digitale Welt eintauchen. Dies schafft nicht nur Verständnis aufseiten der Eltern, sondern auch ein gewisses Vertrauen aufseiten der Kinder – und das ist sehr wichtig.

3. Grundpfeiler: Durch eine Vertrauensbasis Sicherheit schaffen und die Medienkompetenz fördern

Gegenseitiges Vertrauen in der Medienerziehung ist elementarer Bestandteil für die Sicherheit von Kindern im digitalen Raum. In diversen Umfragen hat eine Mehrheit der Kinder angegeben, dass sie in einer Situation, in der sie Opfer von Cybermobbing oder gar Cybergrooming werden, sich nicht an ihre Eltern wenden würden, weil sie ihren Eltern nicht vertrauen und befürchten, dass ihre Eltern überreagieren und ihnen einfach ihr Handy wegnehmen.

Wie können Eltern also vorgehen, um dieses Vertrauen herzustellen? Nebst den Grundpfeilern, die wir gerade besprochen haben, gilt es, eine offene Gesprächsebene anzustreben, in der Eltern die Ansichten des Kindes über seine digitale Umwelt respektieren. Nebst dem angesprochenen Interessezeigen ist für so eine offene, möglichst hürdenlose Gesprächsebene ein Versprechen Ihrerseits unerlässlich: Versprechen Sie Ihrem Kind, dass wenn es mal Opfer werden sollte von Cybermobbing oder Cybergrooming oder etwas Irritierendes oder Angsteinflössendes erlebt im digitalen Raum, Ihr Kind jederzeit zu Ihnen kommen kann und mit Ihnen darüber reden kann, ohne befürchten zu müssen, dass Sie ihm Verbote aufbrummen oder gar sein Handy oder ein anderes Mediengerät wegnehmen. Dieses Versprechen kann das Vertrauen Ihres Kindes in Sie massiv erhöhen und eine solche Beziehungsebene, welche auf Vertrauen aufbaut, erleichtert schliesslich auch eine klare Strukturierung der Mediennutzung und der abgemachten Medienzeiten des Kindes.

Aber nicht nur das. Durch dieses Vertrauensverhältnis und die aktive Begleitung des Kindes können Eltern ihr Kind auch viel einfacher für sinnvolle Medienaktivitäten motivieren, welche die Medienkompetenzen und auch andere Kompetenzbereiche des Kindes effektiv fördern können. Leider wissen viele Eltern gar nicht, welche wunderbaren, sinnvollen Medienaktivitäten für Kinder zur Verfügung stehen, seien es Serious Games, Programmierspiele, Leseabenteuer, Outdoorapps und noch viele mehr. Konkrete Vorschläge dazu finden Eltern zum Beispiel auf meinem YouTube-Kanal «Lösungen für die Medienerziehung», wo sich Eltern zusätzlich in der Medienerziehung und ihrer eigenen Medienkompetenz weiterentwickeln können. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen in Ihrer Medienerziehung die nötige Ruhe und Ausdauer und die Einsicht, dass das Vertrauen Ihres Kindes wichtiger ist als die pünktliche Beendigung der Medienzeit. Wenn Ihr Kind also ein nächstes Mal eine zusätzliche Runde zocken möchte, erlauben Sie es ihm unter der Bedingung, dass Sie mitmachen dürfen oder sogar eine sinnvolle digitale Aktivität gemeinsam ausprobieren. Lasst das Spiel beginnen! ++

Zur Person

Ben Fisch, dipl. Sozialpädagoge BA, 35 Jahre alt, ist Sozialpädagoge und der erste Experte für Medienerziehung, der selbst auch ein Digital Native ist, also selbst mit digitalen Medien gross geworden ist und somit auch die Perspektive des Kindes und seiner Mediennutzung bestens kennt. Er führt den einzigartigen YouTube-Kanal «Lösungen für die Medienerziehung», coacht und berät Eltern und Institutionen mit seinen bewährten Strategien im Bereich der Medienerziehung und arbeitet als freier Autor.