Seit ChatGPT für alle zugänglich gemacht wurde, ist der auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Chatbot auch im Alltag vieler Kinder angekommen. Sie nutzen den digitalen Assistenten zum Recherchieren oder zum Lernen. Tipps, was Eltern dabei beachten sollten.
Was Eltern über ChatGPT wissen sollten
Künstliche Intelligenz ist heute allgegenwärtig und eröffnet auch Kindern neue Möglichkeiten. Eltern – und selbstverständlich auch Lehrpersonen – können diese Chance ergreifen und Einfluss darauf nehmen, wie Kinder und Jugendliche ChatGPT, ein von der Firma OpenAI entwickeltes Chatprogramm, nutzen können. Experten von «Schau hin!» (siehe Infokasten) raten, gemeinsam mit ihnen auszuprobieren, wie das Programm beispielsweise als Recherchehilfe eingesetzt werden kann: Es kann sinnvoll und zeitsparend sein, sich Texte mit dem Chatbot vorrecherchieren oder sich komplexe Sachverhalte einfach erklären zu lassen. Wichtig zu wissen: ChatGPT kann selbstverständlich kein Gespräch mit einem Menschen ersetzen, doch der Dialog mit dem virtuellen Sprach-Assistenten kann Kinder dazu inspirieren, kreativ zu werden und neue Interessen und andere Themen spielerisch zu entdecken.
Fragen und Antworten
Um das Potenzial von ChatGPT optimal zu nutzen, müssen in erster Linie die richtigen Fragen gestellt werden, d. h. man schreibt ChatGPT Befehle – sogenannte Prompts – die das Deep-Learning-Modell dann ausführt. Das Besondere daran ist, das GPT aus dieser Unterhaltung lernt bzw. trainiert wird. Der Chatbot greift dabei nicht nur auf eine enorme Datenbank zurück, sondern denkt sozusagen mit. Es gibt viele verschiedene Arten von ChatGPT-Prompts, die dazu verwendet werden können, den Chatbot zu steuern. Wichtig bei diesen Befehlen ist es, sich das Prompten wie ein Gespräch – also einen Dialog – vorzustellen. Dabei gilt es, die Fragen möglichst präzis und klar zu formulieren, d.h. möglichst kurze, verständliche und klare Sätze. Wenn danach ChatGPT eine Antwort liefert, kann man Rückfragen stellen, um mehr Details zu erhalten. Dabei kann man ChatGPT auch Anweisungen zum Ton und zum Schreibstil geben, um persönlichere Ergebnisse zu erhalten.
Unterstützung und Zeitersparnis
Da ChatGPT sehr schnell Fragen beantworten und Texte schreiben kann, ist der Chatbot für die verschiedensten Aufgaben – etwa für Kurzzusammenfassungen von Büchern bis hin zum Schreiben von Texten und Vorträgen – nutzbar. Das kann sehr hilfreich sein, weil man sich damit eine Menge Zeit sparen kann. Zudem erkennt ChatGPT auch gesprochene Sprache und kann sie übersetzen. Und je mehr Fragen und Aufgaben er gestellt bekommt, desto genauer werden seine Antworten, denn er lernt mit jeder Eingabe neue Informationen dazu. Allerdings – und das ist ganz wichtig: Experten von «Schau hin!» warnen davor, die von ChatGPT erstellten Texte im (Schul-)Alltag zu nutzen, ohne sie vorgängig zu prüfen und zu überarbeiten. Denn erstens gibt es keine Garantie dafür, dass die Antworten immer korrekt sind. Es sind auch Fehlinformationen möglich oder gar erfundene Quellenangaben, sodass der Text zwar plausibel tönt, jedoch trotzdem nicht stimmt. Zweitens dürfen diese Texte nicht als die eigenen ausgegeben werden. Alle – auch Kinder – sollten vorsichtig sein, die von ChatGPT geschriebenen Texte weiterzuverbreiten oder zu veröffentlichen, denn bisher ist es rechtlich noch nicht geklärt, ob diese Texte als eigenständiges Werk gelten und ob das Urheberrecht daran bei den Entwicklern, den Nutzern oder dem Urheber der genutzten Daten liegt. Auch zum Thema Datenschutz sollten die Eltern ihre Kinder sensibilisieren. Da ChatGPT auch Nutzungsdaten sammelt, sollten keine sensiblen persönlichen Daten in den Chat eingegeben werden. Zudem ist ChatGPT ein ungefiltertes System und bietet keinen Schutz für Kinder und Jugendliche vor anstössigen Inhalten.
Der Sinn der Hausaufgaben
Da mittels ChatGPT auch viele Hausaufgaben – zum Beispiel Aufsätze schreiben oder Zusammenfassungen o. ä. – mit wenigen Klicks erledigt werden können, ist es wichtig, mit den Kindern über den Sinn von Hausaufgaben zu diskutieren. Wenn es dabei darum gehen soll, etwas zu erarbeiten, Gelerntes zu wiederholen, anzuwenden oder zu vertiefen, macht es keinen Sinn, sich dabei vom Chatbot helfen zu lassen. Auch Lehrpersonen sollten sich bewusst sein, welche Art von Hausaufgaben sie ihren Schülerinnen und Schülern geben und ob dabei die Verwendung von ChatGPT erwünscht ist oder eher nicht. Um das Wissen und die Kreativität der Schülerinnen und Schüler zu prüfen, lässt man sie mit Vorteil Aufsätze oder andere Texte im Unterricht selbst erstellen. ++
Schau hin!
Viele Eltern fragen sich: Wie kann ich mein Kind dabei unterstützen, dass es Medien sinnvoll nutzt? Hier setzt SCHAU HIN! an. Der Medienratgeber für Familien informiert Eltern und Erziehende über aktuelle Entwicklungen der Medienwelt und Wissenswertes zu den verschiedensten Medienthemen und gibt ihnen Orientierung sowie konkrete, alltagstaugliche Tipps, wie sie ihre Kinder kompetent begleiten können.
Was können Eltern tun?
- Informieren Sie sich über das Thema künstliche Intelligenz. Um Kinder in der Medienwelt zu begleiten, hilft es, wenn Eltern sich frühzeitig über neue Entwicklungen informieren. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bietet dazu den «Wegweiser Digitale Debatten» an.
- Klären Sie Ihre Kinder über Datenschutz auf. Nur die nötigsten Daten sollten bei Diensten preisgegeben werden. Unterstützen Sie vor allem Kinder und jüngere Jugendliche dabei, die Datenschutzerklärung der Dienste zu verstehen. Informationen dazu finden Sie in der Broschüre «Datenschutz-Tipps für Eltern».
- Fake News und Deep Fakes könnten durch die neuen Möglichkeiten von KI-Systemen rapide zunehmen. Daher wird das kritische Überprüfen von Inhalten im Internet zunehmend wichtig. Weitere Informationen dazu finden Sie im Themenbereich Fake News oder in der Elternbroschüre «Willst du mit mir Fakten checken gehen?» und der dazugehörigen Checkliste.