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Wandern mit Kindern – Rucksackpacken und los geht’s!

Das schöne Spätsommerwetter lockt in die Berge: Die Wandersaison steht vor der Tür. Zeit, den Rucksack zu packen, die Wanderschuhe zu schnüren und neue Ausflugsziele zu erkunden.

Bild: © Ground Picture/shutterstock.com

Kribbelt᾽s bereits in den Füssen? Wunderbar! Bevor Sie jedoch losmarschieren, ist eine gute Vorbereitung angesagt. In einem ersten Schritt gilt es, die Ausrüstung zu prüfen. Passen die Wanderschuhe vom letzten Jahr den Kindern noch? Was sollen wir mitnehmen? Und wohin soll’s überhaupt gehen? Bevor Sie sich also auf eine Wanderung begeben, gibt es vieles zu beachten. Wir haben deshalb Ernst Schärer, Wanderleiter bei Lowa, gefragt, wie eine Familie nicht nur sicher, sondern auch optimal gerüstet auf eine Tour gehen soll.

Die Planung

Nicht alle Familienmitglieder sind gleich fit. Deshalb gibt es bei Wandertouren verschiedene Schwierigkeitsgrade. Überlegen Sie sich also vor der Tour: Wohin soll es gehen? Und: Wie weit möchten wir gehen? Wählen Sie die Route nach den Fähigkeiten des Familienmitglieds, das am meisten Rücksicht braucht. Schätzen Sie die Fähigkeiten aller entsprechend ein und wählen Sie die Tour entsprechend. Zur Vorbereitung der Tour bieten sich Wanderkarten, Wanderführer und andere Informationen an. Sobald das Ziel sowie der Start- und Endpunkt bestimmt ist, können Sie sich mit den geografischen Gegebenheiten der Strecke vertraut machen. Dabei gilt: Je mehr Sie sich informieren, desto besser können Sie auf dem Weg mit allfälligen Herausforderungen umgehen.

Tipp: Vorbereitung ist alles! Nehmen Sie immer ein aufgeladenes Handy mit und informieren Sie eine bekannte Person, wo Sie hingehen.

Wanderwerge für Kinder finde Sie hier.

Die Verhaltensrichtlinien

Nebst Spass und Freude bringt eine Wanderung in den Bergen auch immer gewisse Risiken mit. Diese können jedoch durch eine bestmögliche Vorbereitung auf ein Minimum reduziert werden. Ernst Schärer verrät dazu folgende Tipps:

  1. Bleiben Sie auf der Tour auf jeden Fall erreichbar! Nehmen Sie ein Handy oder ein Smartphone sowie eine Powerbank mit und sagen mindestens einem Freund – quasi als Notfallkontakt – Bescheid. Informieren Sie ihn, wo Sie unterwegs sind und welches Ziel Sie anmarschieren.
  2. Trinken Sie alle regelmässig. Starten Sie also mit ausreichend Wasser, denn insbesondere an heissen Tagen ist die Gefahr einer Dehydrierung gross.
  3. Bleiben Sie stets als Gruppe zusammen. Bleiben Sie in Sichtweite der anderen – so können alle auf alle achten.
  4. Machen Sie regelmässig Pausen und essen Sie etwas. Das sorgt für neue Energie.
  5. Wichtig ist es ebenso, niemals den Weg zu verlassen. Bleiben Sie auf offiziellen Wegen und nutzen Sie evtl. GPS.
  6. Beobachten Sie den Wetterbericht im Vorfeld der Tour. Gerade in den Bergen kann das Wetter schnell umschlagen. Bei Gewittern, Regen, Sturm, Wind, Nebel und Kälte werden die Wege gefährlich. Dann gilt es, vorsichtig zu sein und bei schlechtem Wetter Schutz in einer Hütte zu suchen. Signale für schlechtes Wetter sind beispielsweise zunehmender Wind, aufsteigender Nebel, vermehrte Wolkenbildung oder andere Anzeichen: Es können z. B. plötzlich Regenwürmer am Waldboden auftreten. Auch wenn der Luftdruck fällt, Schwalben tiefer fliegen oder eine sehr gute Fernsicht herrscht, können dies Anzeichen für schlechtes Wetter sein.
  7. Nehmen Sie ein Notfallset mit. Zur Standardausrüstung gehören Verbandszeug, Pflaster und Desinfektionsmittel. Auch Sonnencreme, eine Sonnenbrille, eine Kopfbedeckung und Insektenschutz sollten nicht fehlen. Neben der Notfallausrüstung sollten auch einige Grundmedikamente in der Rucksackapotheke vorhanden sein. Diese Medikamente sollten vorab – speziell bei Grunderkrankungen – mit dem Hausarzt oder dem Apotheker besprochen werden, um mögliche Nebenwirkungen abzuklären. Ganz allgemein gilt: kein falscher Ehrgeiz – wer krank ist, wandert zurück. Sicherheit auf dem Berg geht immer vor!
  8. Für Notfälle: Die Notfallnummer in Europa ist 112. Unter dieser Nummer erreichen Sie in allen EU-Staaten den Notruf. Zusätzlich dazu gibt es auch noch spezielle Nummern der Bergrettung, die jeweils im Inland gültig sind. In der Schweiz lautet die Nummer 1414, in Österreich 140.

Die Sicherheit

Wandern in den Bergen kann gefährlich sein und beruht auf Eigenverantwortung, d. h., Sie sind für Ihre eigene Sicherheit – und allenfalls diejenige Ihrer Kinder – selbst verantwortlich. Prüfen Sie deshalb die Schuhe vor jeder Tour auf Defekte und Beschädigungen. Ernst Schärer rät zu folgenden Checks am Schuh:

Schnüren Sie die Schuhe Ihrer Kinder und Ihre eigenen sorgfältig. Bei Schnellverschlüssen befindet sich eine Vorrichtung am Schuh zum Verstauen der Enden.

Zudem gilt zu beachten, dass Sohlen ihre Haftung bei Feuchtigkeit und Kälte verändern. Besonders auf glatten Untergründen wie beispielsweise polierten Steinen, Wurzeln, Ästen, Fliesen, auf Asphalt oder Metallgittern steigt die Rutschgefahr. Ebenso verändern und reduzieren Schnee, Eis und winterliche Bedingungen die Sohlenhaftung, genauso wie ein abgelaufenes Profil. Die Verwendung von sehr alten Schuhen kann im alpinen Gelände zu gefährlichen Situationen führen.

Vor der Tour sollten deshalb auch die Schuhe gründlich gecheckt werden: Sind alle Nähte in Ordnung? Zeigen sich Risse oder durchgescheuerte Stellen im Futter? Ist das Leder ausgetrocknet oder beschädigt? Sind alle Haken, Schlaufen und Ösen in einem einwandfreien Zustand und sind die Schnürsenkel unversehrt? Nachdem die für den Tragekomfort entscheidenden Punkte erfolgreich abgehakt wurden, sollte im nächsten Schritt auch die Sohle ausgiebig inspiziert werden, denn diese ist sehr wichtig für die Sicherheit. Das Profil der Sohle sollte intakt sein. Ist sie an vielen Stellen abgelaufen, ist die Griffigkeit nicht mehr gewährleistet. Ausserdem: Nach einigen Jahren setzt bei Wanderschuhen häufig die sogenannte Hydrolyse oder auch «Versprödung» ein. Dabei handelt es sich um eine chemisch-physikalische Reaktion, die dazu führt, dass die Sohle porös und rissig wird und in vielen Fällen abfällt. Testen kann man die Versprödung sehr einfach, indem man mit der Spitze eines Kugelschreibers mit ein wenig Druck in den Schaumstoffkeil der Sohle sticht. Ist dieser noch elastisch, ist dies fast nicht möglich. Gibt der Kunststoff nach und entsteht ein Loch, sollte der Schuh vom Spezialisten geprüft werden.

Richtiges Schnüren

Wanderschuhe müssen gut und fest sitzen, damit ein guter Halt gewährleistet ist. Grundsätzlich rät Ernst Schärer die Schuhe gut, jedoch auch nicht zu fest zu binden. Wichtig ist, dass die Zunge mittig sitzt. Ausserdem wird empfohlen, die Schuhe nach einer guten halben bis dreiviertel Stunde nachzuschnüren, weil die Füsse mit der Anstrengung immer etwas anschwellen und breiter werden, resp. auch das Material und die Senkel etwas nachgeben.

Die Schuhe

Sowohl für Erwachsene, aber auch für Kinder gibt es eine grosse Auswahl an hochwertigen Wanderschuhen. Tipp von Ernst Schärer:

«Dass moderne Wanderschuhe für Kinder nicht mehr schwer und unbequem sein müssen, beweist beispielsweise der Innox ProGTX Mid Junior von Lowa. Eine leichte, gedämpfte Zwischensohle sorgt für natürliches Abrollverhalten und besten Komfort und das Gore-Tex-Futter hält die Füsse auch beim Rumtollen im Regen zuverlässig trocken. Erhältlich auf www.lowaathome.ch.

Und noch ein Tipp: In der heutigen Wegwerfgesellschaft wird vieles sehr schnell ersetzt, um sofort etwas Neues zu haben. Was oft vergessen wird, ist die Möglichkeit der Reparatur. Dabei ergibt sich ein wesentlicher ökologischer Vorteil von Produkten durch deren Langlebigkeit. Wer seine Schuhe reparieren lässt, der schont nicht nur Ressourcen und unsere Umwelt, sondern kann auch sparen.

Was gehört in einen Wanderproviant?

Natürlich sind die Vorlieben bezüglich Essen sehr persönlich. Als unkomplizierte Snacks zum Wandern eignen sich Riegel, Nüsse oder Trockenfrüchte sehr gut. Auch frisches Obst wie Äpfel oder Bananen, Gemüse wie Karotten, Vollkornbrot mit Käse stillen den Hunger zwischendurch. Wichtig ist auf jeden Fall, genügend Wasser, gesüssten Tee oder Saftschorlen dabei zu haben. Wanderleiter Ernst Schärer empfiehlt auch feine Cervelats, die man an einer geeigneten Feuerstelle bräteln kann. Selbstverständlich gilt es, vorher sicherzustellen, dass keine Waldbrandgefahr herrscht.