Tiere hinterlassen Spuren, die wir im Winter besonders gut entdecken können. Nicht nur Fährten im Schnee verraten die Anwesenheit heimlich lebender Arten. Auch tierische Bauwerke, Essensreste oder Nagespuren verraten uns viel über die Natur um uns herum.
Auf zur Spurensuche!
Nach einem nächtlichen Schneefall lohnt es sich, frühmorgens über Felder und Wiesen zu streifen oder den nächstgelegenen Wald zu besuchen. Ein Naturführer oder eine Tierspuren-App gehört mit ins Gepäck. Was es da alles an Spuren zu sehen gibt! Vielleicht schnürte ein Fuchs durch die Gegend, immer auf der Suche nach Nahrung. Hat er irgendwo nach Mäusen gegraben? Auch deren feine Spuren sind oft zu sehen, wenn die Schneedecke nicht allzu hoch liegt. Im Wald kreuzen Rehspuren den Weg. Vielleicht war sogar ein Wildschwein unterwegs? Häufig sind fast überall Katzenspuren. Es kann knifflig sein, sie von den Fährten kleiner Beutegreifer wie Marder oder Wiesel zu unterscheiden.
Wer war hier am Werk?
In weiten Teilen des Schweizer Mittellandes werden Schneefälle bis in die Niederungen als Folge der Klimaerwärmung seltener – und damit auch die Spuren im Schnee. Auf spannende Spurensuchen müssen unternehmungslustige Familien trotzdem nicht verzichten. Wenn im Winter die Bäume und Sträucher kahl sind, gibt es im Wald viel zu sehen. Zum Beispiel: Wer findet zuerst eine Spechthöhle? Unsere grösste einheimische Spechtart, der Schwarzspecht, zimmert grosszügige Höhlen. Der Durchmesser des leicht ovalen Einflugloches beträgt rund 10 cm. Wo der Schwarzspecht haust, gibt es ausser Höhlen auch andere Spuren seines Wirkens. In morschen Baumstämmen sucht der grosse schwarze Vogel mit dem roten Käppi nach seiner Leibspeise, den Ameisen. Dabei hackt er grosse Löcher in den Baum, an dessen Fuss ein Haufen Holzspäne den hungrigen Besucher verrät. Auch andere Tierarten verraten ihre Anwesenheit durch ihr Frassverhalten. Ist das Falllaub entlang eines Waldweges so richtig durchwühlt, könnte der Rüssel eines Wildschweins im Spiel gewesen sein. Spannend ist es auch, jetzt entlang eines buschigen Waldrandes oder einer Hecke nach Vogelnestern zu suchen. Die Konstruktion des Nestes verrät oft, wer hier gebrütet haben könnte. Mit etwas Glück entdeckt das aufmerksame Auge sogar noch letzte Eierschalen von der sommerlichen Brut (Vogelführer nicht vergessen!).
Am Wasser und in der Stadt
Nicht nur Wald und Feld halten spannende Beobachtungen bereit. An grösseren Bächen, Flüssen und Seen hinterlässt der Biber spektakuläre Spuren. Gefällte Bäume und Sträucher sind im Winter leicht zu entdecken. Die abgenagte Rinde an den Stämmen zeigt: Hier hat sich der vegetarisch lebende Biber sein Menü zusammengestellt. Oft ist am Ufer unweit des «Buffets» auch der Ein- und Ausstieg des pelzigen Nagers zu sehen, die sogenannte Biberrutsche. Und was gibt es gleich vor der Haustür zu sehen, in Dorf und Stadt? Füchse und Marder sind in vielen Siedlungen zahlreicher als in Feld und Wald. Auch Dachse scheuen den Siedlungsraum nicht. Fährten sind auf geteerten Stras-sen und Wegen schwer zu finden. Aber vielleicht liegt hier oder dort ein verdächtiges «Würstchen»? Auch für die Bestimmung von arttypischem Kot gibt es Apps und Naturführer. Die Methode ist im wahrsten Sinn des Wortes etwas anrüchig, aber sehr aussagekräftig.
Eine Spurensuche der gemächlicheren Art ist die Jagd nach dem schönsten Schneckenhäuschen. Während die Schnecken an geschützten Orten dem Frühling entgegenschlummern, warten die leeren Häuschen früherer Schneckengenerationen auf findige Entdecker:innen. Und wer weiss, was beim vorsichtigen Absuchen von Hecken, Parks und Gärten sonst noch an verborgenen Spuren auftaucht?
Spurenkalender fürs ganze Jahr
Pro Natura bietet einen Monatskalender mit Tierspuren an: jeden Tag im Monat ein Kalender-Türchen öffnen und Spuren, Lebensräume sowie Tiere in den verschiedenen Jahreszeiten entdecken. Der Kalender ist datumsunabhängig und kann mehrfach verwendet werden. www.pronatura.ch > Shop > Suche Spurenkalender