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Warum werden so viele Lebensmittel weggeworfen?

Riesige Mengen an Lebensmitteln, man spricht von ungefähr 50 Prozent, werden weltweit weggeworfen, noch ehe sie den Verbraucher erreichen. In den Privathaushalten geht diese grandiose Verschwendung weiter. Was ist der Grund und was können wir dagegen tun?

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Laut UNO-Welternährungsorganisation landen in der Schweiz jedes Jahr rund 250 000 Tonnen Nahrungsmittel – etwa 30 Prozent der produzierten Esswaren – im Müll. Welchen Anteil haben die Grossisten? Laut Coop-Sprecher Urs Meier werden ca. 1.5 Prozent aller Lebensmittel nicht verkauft, rund 0.5 Prozent davon landen im Müll. Von den restlichen ein Prozent gelangt der grösste Teil an die Schweizer Tafeln und Tischlein deck dich, der Rest wird zu Tierfutter weiterverarbeitet oder kommt in die Vergärung. Ähnlich sieht es bei der Migros aus, wo – so Mediensprecherin Monika Weibel – weniger als zwei Prozent der Lebensmittel nicht verwendet werden können. Was Coop und Migros im Einzelnen tun, um den «Lebensmittel- Müll» zu reduzieren, erfahren Sie unten in unserem ausführlichen Interview.

Die Auslese beginnt bereits bevor die Lebensmittel die Regale der Grossisten erreichen, denn sie müssen bestimmten Kriterien entsprechen, was Gewicht und Aussehen angeht. Doch nicht nur die Grossisten werfen Lebensmittel weg, auch die Privathaushalte gehen grosszügig mit ihnen um. Laut Schätzungen landen in der Schweiz pro Person und Jahr durchschnittlich 100 Kilogramm im Müll. Bei unseren deutschen Nachbarn sieht es auch nicht gerade rosig aus. Laut der Studie «Save Foods» des Unternehmens Cofresco («Toppits») landen in deutschen Haushalten 20 Prozent aller Lebensmittel im Abfall. Das heisst, jeder Deutsche wirft im Jahresdurchschnitt 300 Euro in den Müll. Doch das Zentrum der Verschwendung, so hört man, sei London. 12 000 Doppeldeckerbusse könnten mit dem gefüllt werden, was die Londoner pro Jahr wegwerfen. Man spricht von 7 Millionen Tonnen. Was ist der Grund für eine solche masslose Verschwendung und was kann jeder Einzelne dagegen tun

Essen ist nichts wert

Unsere Grosseltern, je nach Alter auch unsere Eltern, haben keine Lebensmittel weggeschmissen, denn die Kriegsgeneration hat erlebt, was Mangel heisst und was es heisst, zu hungern. Wir dagegen gehen in die grossen Supermärkte, deren Regale das ganze Jahr über prall gefüllt sind mit Lebens mitteln aller Art und aus aller Herren Länder. Was ich heute wegwerfe, kann ich morgen wieder frisch kaufen. Hinzu kommt, dass die Lebensmittel immer billiger werden, was unter anderem an den Massenproduktionen liegt und an den Agrarsubventionen der reichen Industrieländer, rund 350 Milliarden Dollar pro Jahr; mit vielen negativen Folgen für die Umwelt und die Agrarwirtschaft in der südlichen Hemisphäre. Wenn auf dem grössten Agrar-Markt Senegals in Dakar europäisches Gemüse zu einem Drittel des Preises angeboten wird wie einheimisches Gemüse, haben die Bauern dort keine Chance. Doch auch euro päische Bauern leiden am Wertverlust: So erzählt ein österreichischer Bauer im Film «We feed the world – Essen Global», dass er für eine Tonne Weizen 100 Euro erhalte, eine Tonne Streusplit jedoch bedeutend mehr koste. Verkehrte Welt!

Kein Bezug zum Essen

Wir haben vergessen, dass Lebensmittel Früchte der Erde sind, das Ergebnis harter Arbeit und mit Ressourcenverbrauch einhergehen. Das liegt auch daran, dass wir heute viel industriell hergestellte Nahrung zu uns nehmen. Wir wissen zum grossen Teil nicht mehr, wo unsere Nahrung herkommt und wie sie entsteht. Wer von uns war je auf einem Bauernhof, einem Gefl ügelhof, in einer Grossschlachterei, einer Grossbäckerei, einer Molkerei oder hat gesehen, wie Tomaten in den riesigen Gewächshäusern im südspanischen Almeria auf Steinwollsubstrat wachsen? In Almeria werden auf ca. 50 000 Hektar etwa 2.7 Millionen Tonnen Obst und Gemüse angebaut. Auf 35 000 Hektar erfolgt der Anbau unter menschen- und umweltschädigenden Bedingungen auf der weltweit grössten mit Plastikfolie bedeckten Anbaufläche («Mar de Plástico»: Plastikmeer). Circa 50 % der Ernte wird durch ganz Europa kutschiert, damit wir auch im Winter günstiges Gemüse kaufen können.

Schauen Sie über den Tellerrand!

Laut des World Food Reports der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sind zurzeit ca. 925 Millionen Menschen permanent unterernährt. Das heisst, einer von sieben Menschen weltweit muss jeden Abend hungrig einschlafen. Alle 5 Sekunden stirbt ein Kind unter 10 Jahren, 37000 Menschen verhungern jeden Tag. Und das obwohl – Wortlaut Jean Ziegler, ehemaliger UNO Sonderbeauftragter für das Recht auf Nahrung – : «Die Weltlandwirtschaft in der heutigen Phase ihrer Entwicklung problemlos das Doppelte der Weltbevölkerung normal ernähren könnte.» Das alles hat auch mit uns zu tun, dessen sollten wir uns bewusst sein, wenn wir konsumieren und wenn wir wegwerfen. Denn wir stehen am Ende einer globalen Produktions- und Vermarktungskette, die in vielen Fällen mit Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung einhergeht. Wir sind nicht machtlos, im Gegenteil, der Konsument, die Konsumentin hat Macht und sollte diese auch positiv nutzen, im Sinne einer Verkleinerung des ökologischen Fussabdrucks und um die sozialen Bedingungen der Menschen weltweit zu verbessern. Würde weniger weggeworfen werden, fielen die Weltmarktpreise, und die hungernden Menschen dieser Welt hätten genug zu essen.

Auch Politiker und Unternehmen sind gefordert

Die weltweiten Verluste und die Verschwendung von Lebensmitteln müssen laut FAO in den nächsten 15 Jahren um die Hälfte reduziert werden. Dazu schreiben Stefan Kreutzberger und Valentin Thurn in ihrem Buch «Die Essensvernichter». Warum die Hälfte aller Lebensmittel im Müll landet und wer dafür verantwortlich ist: »Zum grossen Teil verantwortlich für die immense Überproduktion und die Lebensmittelvernichtung sind einige wenige Agrar- und Chemiekonzerne, Banken und Börsenspekulanten. Nahrungsmittelspekulation, Landraub und der Export von Lebensmittelresten auf die Märkte von Entwicklungsländern gehören international geächtet und verboten. Agrarsubventionen, die nicht einer nachhaltigen Landwirtschaft dienen, müssen abgeschafft werden.

Grossflächiger Monokulturanbau darf nur noch unter strengen Umwelt- und Sozialauflagen erfolgen, ökologische Folgekosten müssen dabei eingerechnet und getragen werden. Nahrungsmittelhersteller und Handel sollten gesetzlich verpflichtet werden, Ausschuss und Lebensmittelmüll regelmässig zu melden und eine Steuer für die Verschwendung essbarer Lebensmittel zu zahlen, wenn sie diese nicht an karitative Organisationen verteilen.»

Stellungnahme von Monika Weibel, der Mediensprecherin der Migros zum Thema „Wegwerfen“

KSF: Wie lange dürfen Sie Lebensmittel verkaufen ab Lieferung? Hierbei interessieren mich besonders die Frischprodukte wie Obst und Gemüse, Fleischwaren, Milchprodukte etc.
Die verschiedenen Frischprodukte haben je nach Herstellungsverfahren und Verpackungsart verschieden lange Haltbarkeiten.  Bei abgepacktem Obst und Gemüse wird das Abpackdatum deklariert, bei fertig geschnittenen Salaten das Verbrauchsdatum. Bei abgepackten Cervelats beispielsweise gilt eine Datierung von 14 Tagen ab dem Abpacktag. Was machen Sie mit den Lebensmitteln, bei denen die Frist abgelaufen ist, was mit dem Brot das am Feierabend noch in den Regalen liegt? Kurz vor Ablauf des Verkaufsdatums auf den Produkten werden diese in der Regel stark vergünstigt angeboten. Auch das  Personal  kann bei Ladenschluss von den reduzierten Preisen profitieren. Viele Filialen arbeiten auch mit gemeinnützigen Organisationen zusammen, die solche Produkte gratis erhalten. Brot, das nicht verkauft werden kann, wird in der Regel gesammelt und zu Tierfutter weiter verarbeitet. Organische Produkte, die auf diese Weise keine Abnehmer mehr gefunden haben, gelangen in den Kompost und/oder in Vergärungsanlagen. Produkte, die dafür nicht geeignet sind, gelangen in die Verbrennung. Häufig werden Produkte  – deren Verkaufsdatum kurz vor Ablauf steht -, die also  nicht mehr verkauft oder gratis abgegeben  werden konnten,  auch direkt von den Migros-Restaurants übernommen, wo sie noch vor Ablauf des Verbrauchsdatums verarbeitet werden.

Wie viel wird insgesamt weggeworfen? Können Sie das beziffern, pro Woche, pro Monat, pro Jahr?
Neuste Erhebungen bei der Migros haben ergeben, dass von allen Lebensmitteln  weniger als 2 % pro Jahr nicht mehr verwendet werden können.

Mein Chef sagte unlängst zu mir, als wir über das Thema „wegwerfen“ sprachen: „An der Situation können wir als Verbraucher eh nichts ändern. Wenn ich zwei Tomaten kaufe und in der Packung sind drei, dann muss ich halt eine wegwerfen.“ Trägt die Migros, indem es Obst und Gemüse verpackt und somit die Leute „zwingt“, diese Packungsgrössen zu kaufen, nicht zu dieser Wegwerfmentalität bei und damit dazu, dass wertvolle Ressourcen verschwendet werden? Ich beispielsweise habe oft Probleme, die für mich richtige Menge zu finden, da ich nur biologische Lebensmittel kaufe. So bin ich gezwungen ein Pack mit drei Zuchetti zu kaufen, obwohl ich nur eine  brauche. Überhaupt habe ich grosse Mühe damit, dass biologisches Obst und Gemüse verpackt ist. Für mich passt das einfach nicht. Was ist der Grund und warum gibt es so wenig passende Portionen für Ein- und Zweipersonen-Haushalte?
Bio-Gemüse und -Obst wird deshalb verpackt, damit es mit dem konventionellen Obst und Gemüse nicht verwechselt/vertauscht werden kann (Bio-Gemüse ist zum Teil beträchtlich teurer). Die Packungen sind unseres Erachtens  aber in sehr kleinen Portionen abgepackt, so dass auch eine Single-Person diese gute verwerten kann. Bio-Gemüse und -Obst wird in der Regel von Kunden gewählt, die sehr bewusst einkaufen. Alle anderen Obst- und Gemüse bieten wir im Offenverkauf an. Fakt ist aber auch, dass viele Kunden das Gemüse und Obst sehr genau anschauen und nur makellose Produkte kaufen  wollen.

Noch etwas ist mir aufgefallen: Die verpackten Kartoffeln und Rüebli sind gewaschen. Das führt dazu, dass diese schneller faulen. Manchmal sind diese schon angegriffen, wenn ich sie kaufe. Das ist doch schade. Ich werfe nicht gerne etwas weg.
Gewaschene Kartoffeln und Karotten und vor allem auch gewaschene und bereits geschnittene Salate sind Angebote, die einem grossen Kundenbedürfnis entsprechen. Dass diese Produkte eher verderben, können wir nicht bestätigen. Natürlich kann es auch mal vorkommen, dass sich darunter ein Stück verirrt hat, das bereits etwas angeschlagen ist.

Sind die langen Transportzeiten für die Lebensmittel in der Preiskalkulation inbegriffen? Ich denke oft, dann müsste doch alles viel teurer sein. Da habe ich beispielsweise die Krabben vor Augen, die in der Nordsee gefangen werden und dann nach Marokko gebracht werden, um dort gepuhlt zu werden und dann wieder zurückgebracht werden. Na, vielleicht ist das ja sogar ein eher dezentes Beispiel.
Transportkosten sind generell bei den Preiskalkulationen  inbegriffen.  Frische Produkte werden in der Regel auf dem schnellsten Weg in die Schweiz transportiert, fast ausschliesslich auf dem Land oder Wasserweg. Nur ein sehr  kleiner Anteil wird geflogen. Krabben beispielsweise werden nicht direkt von der Fischerei gekauft, sondern über einen Lieferanten. Der Transport findet über Land statt, wobei die Kosten dafür den kleinsten Teil des Verkaufspreises ausmachen.

Wie ernst muss ich als Verbraucher das Datum „Zu verbrauchen bis…“ nehmen?
Gemäss der Schweizer Gesetzgebung wird zwischen der Datierung „zu verbrauchen bis“ bzw. der Datierung „mindestens haltbar bis“ unterschieden und es gilt die folgende Definition der Schweizer Gesetzgebung dazu:

– Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist das Datum, bis zu dem ein Lebensmittel unter angemessenen Aufbewahrungsbedingungen seine spezifischen Eigenschaften behält.

– Das Verbrauchsdatum ist das Datum, bis zu welchem ein Lebensmittel zu verbrauchen ist. Nach diesem Datum darf das Lebensmittel nicht mehr als solches an Konsumentinnen oder Konsumenten abgegeben werden.

Wenn ich offenes Gemüse oder Obst kaufe, benutze ich eines der angeboten Plastiksäckchen. Zuhause benutze ich diese Säckchen dann als Müllsäckchen. Ich habe auch schon versucht die Preisetiketten zu entfernen, um diese Säckchen für den nächsten Einkauf nochmals zu nutzen. Doch dann gehen sie meistens kaputt. Gäbe es da nicht eine andere Lösung? Könnte ich beispielsweise eigene Behältnisse mitbringen?
Im Moment sehen wir noch keine andere Lösung, um im Obst und Gemüse-Bereich auf diese Säckli zu verzichten. Die IG DHS (Interessengemeinschaft Detailhandel Schweiz), der die Migros auch angehört, hat hierzu eine Stellungnahme verfasst.

In den grossen Supermärkten in Japan wird der organische Abfall über Nacht in hauseigenen Maschinen zu Kompost verarbeitet. Dieser Kompost wird gratis an die Bauern ausgeliefert, die die Supermärkte mit Obst und Gemüse beliefern. Die Supermärkte wiederum nutzen dies für die Werbung, indem sie schreiben: „Dieser Kopfsalat ist auf hauseigenem Kompost gewachsen“ Hat die Migros an so ein System auch schon einmal gedacht?
In der Schweiz gibt es verschiedene Anlagen, die unseren Kompost entgegen nehmen. Eine hauseigene Kompostieranlage ist deshalb für die Migros kein eigentliches Thema.

Man könnte ja etwas ketzerisch sagen, dass ein Unternehmen wie die Migros ein berechtigtes Interesse daran hat, dass Menschen zu viel einkaufen, was sie dann wegschmeissen müssen. Unterstützt wird dies ja oft auch durch Aktionen.
Die Migros hat den Auftrag, die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. Das Angebot ist gross und vielfältig und entspricht dem Bedürfnis der Kunden. Dass die Kunden häufig zu viel einkaufen, hängt nicht mit dem Angebot zusammen, sondern eher mit dem Wohlstand in unserer Gesellschaft, der nach wie vor sehr hoch ist. Wer hingegen sparen muss, kauft bedeutend sorgfältiger ein und achtet auch auf den Preis.

Auf der anderen Seite ist da der Aspekt der Nachhaltigkeit, auf den sich, wenn ich es richtig verstehe, auch die Migros beruft. Entsteht da nicht ein Interessenskonflikt zwischen dem Bedürfnis nach Umsatzsteigerung und Gewinnmaximierung  und den Nachhaltigkeitsprinzipien, die immer das Wohl des Grossen und Ganzen im Blickpunkt haben?
Wir sind ein Detailhandelsunternehmen und verkaufen Produkte, das ist unsere Kernaufgabe. Die Migros legt aber grossen Wert darauf, dass die Kundinnen und Kunden ihre Produkte mit gutem Gewissen kaufen bzw. geniessen können. So achten wir darauf woher die Produkte kommen, wie sie angebaut und unter welchen Umständen sie produziert werden. Die Migros ist z.B. die grösste Abnehmerin von Schweizer Landwirtschaftsprodukten. Wenn Sie mehr über unser Nachhaltigkeitsprogramm wissen möchten, empfehle ich Ihnen einen kurzen Blick auf www.migros.ch/generation-m.ch.

Zum Thema Wiederverwertung von Betriebsabfällen, Recycling und Entsorgung finden Sie zudem unter nachfolgendem Link weitere Infos: www.migros.ch/generation-m/de/umwelt

Was denken Sie, könnte ein Unternehmen wie die Migros gegen die Wegwerfmentalität tun?
Wir überprüfen gegenwärtig Vorschläge, zu denen wir Ihnen aktuell leider noch keine Auskunft erteilen können

Gesetzliche Rahmenbedingungen in der Schweiz
Grundsätzlich ist die Datierung von vorverpackten Lebensmitteln eine gesetzliche Vorgabe. Dabei wird zwischen Mindesthaltbarkeits-Datum („mindestens haltbar bis…“) und Verbrauchs-Datum („verbrauchen bis…“) unterschieden. Für leicht verderbliche Lebensmittel (das sind in der Regel alle kühlbedürftigen Produkte) ist das Verbrauchsdatum anzugeben. Für andere Produkte genügt die Angabe der Mindesthaltbarkeit.

Folgende Lebensmittel müssen vom Gesetz her kein Datum aufweisen: alkoholische Getränke mit mehr als 7 Volumenprozent, Essig, Kristall- und Würfelzucker, Speisesalz, Zuckerwaren, Honig, Kaugummi, Speiseeis in Portionenpackungen, Tagesartikel, die ihrer Art nach normalerweise innerhalb von 24 Stunden verzehrt werden wie zum Beispiel Brot. Bei diesen Produkten wird von Fall zu Fall entschieden, ob sie datiert werden.

Beim Verbrauchsdatum soll das Produkt nach Ablauf nicht mehr verwendet werden. Das Mindesthaltbarkeits-Datum stellt dagegen eine Garantie dar, dass das Produkt bis mindestens zu diesem Datum die optimalen Qualitäts-Eigenschaften (Geschmack, Aroma, Konsistenz etc.) besitzt.

Der Qualitätsverlust wird in der Regel durch mikrobiologische und/oder enzymatische Aktivitäten sowie chemische Reaktionen (Ranzigkeit etc). verursacht.

Datierungs-Vorgaben Coop
Ziel ist eine konsumentenfreundliche, einheitliche und klare Datierung der Coop Eigenmarken und Kompetenzmarken sowie eine einheitliche Abverkaufsregelung für alle bei Coop verkauften Produkte. Damit ist die Datierung für Coop eine Massnahme zur Umsetzung der Mission „Frische“.

Coop datiert wie folgt:

  • Lebensmittel werden zusätzlich zum gesetzlich vorgeschriebenen Verbrauchs- oder Mindesthaltbarkeitsdatum mit einem Verkaufsdatum (Doppeldatierung) datiert.
  • Ungekochte Eier werden zusätzlich zur Doppeldatierung mit dem Legedatum gekennzeichnet.
  • Vorverpackte, nicht verarbeitete Früchte und Gemüse werden mit dem Abpackdatum (Einerdatierung) versehen.
  • Undatierte Produkte müssen über Loskennzeichnung rückverfolgbar sein.

Die Doppeldatierung mit einer zusätzlichen Angabe der Verkaufsfrist wurde bei Coop-Produkten freiwillig eingeführt, um den Konsument/-innen eine gesicherte Restlaufzeit für die Bevorratung/ heimische Lagerung zu geben (es ist jeweils erstens das Verkaufsdatum „verkaufen bis“ und zweitens das Mindesthaltbarkeitsdatum „mindestens haltbar bis“ oder das Verbrauchsdatum aufgeführt).

Bei der Festlegung der einzelnen Fristen für Hersteller, Logistik, Verkauf und Konsument werden grundsätzlich die Fristen für Herstellung und Logistik auf ein absolutes Minimum beschränkt, um dem Verkauf und den Konsument/-innen möglichst viel Zeit einzuräumen.
Gesetzliche Unterscheidung zwischen Verbrauchsdatum und Mindesthaltbarkeitsdatum:

  • Ist das Verbrauchsdatum überschritten, darf das Produkt von Gesetzes wegen nicht mehr verkauft werden.
  • Ist das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten, könnte das Produkt theoretisch immer noch zum vollen Preis verkauft werden, dies wird aber bei Coop nicht gemacht (Alternativen siehe unten).

Wie viele Lebensmittel werden bei Coop entsorgt?
Im Abfall, das heisst in der Kehrichtverbrennungsanlage, landet deutlich unter 0,5 % aller bei Coop verkaufter Lebensmittel. Ein wesentlicher Teil davon aufgrund gesetzlicher Vorgaben (bspw. Fleisch).

Zur Verdeutlichung der 0,5 %: 100% = total verkaufte Lebensmittel, davon werden rund 1,5 % nicht verkauft. Der grösste Teil davon gelangt an Schweizer Tafel / Tischlein deck dich, wird zu Tierfutter weiterverarbeitet oder kommt in die Vergärung. Nur der Rest, also weit unter 0,5% der total verkauften Lebensmittel gelangt in den Kehricht.

Was unternimmt Coop, um selbst diese kleine Menge zu reduzieren?

Wir haben seit Jahren unsere Systeme in der Warenbewirtschaftung und Logistik optimiert. Dabei geht es in erster Linie darum, die Systeme zu verfeinern, damit wir möglichst kleine Überbestände haben. Das ist aber nur ein Teilaspekt des Themas. Weiter haben wir klare Regeln definiert, was mit nicht verkauften Waren geschieht. Diese Richtlinien sind ökologisch und ökonomisch sinnvoll und werden konsequent umgesetzt: Nach einer Preisreduktion für Kundinnen und Kunden (25-50%) bieten wir die Waren den Mitarbeitenden mit bis zu 75% reduzierten Preisen an.
Zusätzlich werden noch einwandfreie Lebensmittel (innerhalb der Verbrauchsfrist) an die beiden Organisationen Schweizer Tafeln und Tischlein deck dich abgeben.

Es bleibt aber immer ein Teil an Lebensmitteln übrig, der nicht der menschlichen Ernährung zugeführt werden kann. Diese Lebensmittel werden möglichst hochwertig genutzt:

Abgelaufene (also Ware, bei welcher das Verbrauchs- oder Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist) oder verdorbene Ware sowie Ware, welche den Qualitätsanforderungen nicht mehr genügt (hart gewordenes Brot, Abschnitt usw.), wird, wo es gesetzlich zulässig ist, zu Tierfutter weiter verwertet und wird so wieder zum Lebensmittel. Was nicht für Tierfutter geeignet ist, gelangt in die Vergärung, wo (u.a. aus Früchte- und Gemüseabfällen) wertvolles Bio-Gas entsteht. Andere Lebensmittelabfälle werden ebenfalls gesammelt und – soweit heute technisch möglich – auch zur Vergärung abgegeben. Was aus der Vergärung rauskommt und organisch ist, wird kompostiert.

Wie erwähnt, werden diese Lebensmittel möglichst hochwertig genutzt. Hier ein paar Beispiele, was aus biogenen Abfällen gewonnen werden kann:

  • Um den durch den Strassentransport verursachten CO2-Austoss zu senken, setzt Coop in der Lastwagenflotte vermehrt Treibstoffe aus biogenen Abfällen ein, wie beispielsweise Biogas, Biodiesel und recyceltes Altspeiseöl. Das Biogas stammt aus der Vergärung, d.h. organische Abfälle wie Früchte und Gemüse werden der Vergärung zugeführt. Nebst Wärme und Strom wird bei der Vergärung auch Treibstoff (Biogas) gewonnen. Biodiesel gewinnen wir aus unserem Altspeiseöl: Das gesamte Pommes Frites-Öl aus den Coop Restaurants wird separat gesammelt und zu Biodiesel aufbereitet.
  • Brot sowie Produktionsabfälle aus den Bäckereien werden an die Verteilzentralen zurückgeschoben und anschliessend als Tierfutter an die Landwirtschaft abgegeben. Fleisch und Fisch muss von Gesetzes wegen entsorgt werden (Kehrichtverbrennungsanlage); die gesetzlichen Bestimmungen zur Entsorgung von Fleisch und Fisch sind aber national nicht identisch. Es gibt auch Versuche, diese Ware ebenfalls der Vergärung zuzuführen (dort wo technisch möglich und natürlich gesetzlich erlaubt). Bei ultrafrischen Produkten wie z.B. Erdbeeren kann es vorkommen, dass zu viel disponiert wurden; in solchen Fällen wird die Ware mittels Preisreduktion angeboten, statt am Folgetag entsorgt zu werden.

Wie viele Lebensmittel gehen an Bedürftige?
Den Prozentsatz jener nicht mehr verkäuflichen Lebensmittel, die bei Schweizer Tafeln oder Tischlein deck dich landen, können wir nicht angeben. Wir befinden uns nach wie vor mitten in einem Prozess, in welchem wir realistische Zielvorgaben berechnen wollen. Was wir sagen können: Von den rund 25 Millionen vollen Tellern, welche die beiden Organisationen Tischlein deck dich und Schweizer Tafeln an bedürftige Menschen abgeben, stammen rund 10 Millionen volle Teller von Coop!

Ist es ökologisch offenes Obst und Gemüse in Plastiksäckchen zu verpacken?
Siehe Positionspapier der IG DHS.

Warum werden Bio-Produkte verpackt?
Bio-Produkte werden aufgrund der Rückverfolgbarkeitsgarantie (Warenflusstrennung (!), Verhinderung von Verwechslung im Offenverkauf) mehrheitlich verpackt.

Gibt es einen Interessenskonflikt zwischen dem Bedürfnis nach Umsatzsteigerung und Gewinnmaximierung  und den Nachhaltigkeitsprinzipien, die immer das Wohl des Grossen und Ganzen im Blickpunkt haben?
Coop betreibt als Genossenschaft keine Gewinnmaximierung und muss keine Aktionäre mit Dividenden zufrieden stellen, sondern gibt den Gewinn an die Mitarbeiter weiter, in Form von fairen Löhnen und Weiterbildungsmöglichkeiten, und an die Kunden in Form von attraktiven Verkaufsstellen und Preisen. Zu unserem selbst international anerkannten Engagement im Bereich Nachhaltigkeit -wir sind ja da noch immer Weltmeisterin! – sowie zu unserem Leitbild und auch zu unserem Geschäftsbericht verweise ich gerne auf unsere Website www.coop.ch