Morgens um acht in der Schweiz: Tränen, Geschrei und böse Blicke. Vor dem Eingang der Kita klebt Finn am Hosenbein seines Vaters. So wie ihm, geht es einigen Kindergartenkindern. Sie möchten nicht in die Kita.
Kind will nicht in den Kindergarten: Kita wider Willen
Das Tor in die Spielstätte ist durchschritten, Papa geht mit Finn zu Frau Weber und den anderen Kindern hinüber. Drei, zwei, eins…wie auf Kommando geht es wieder los: das allmorgendliche Geschrei. Finn mag den Kindergarten nicht. Viele Kinder haben solche Phasen der Abneigung gegen den Kindergarten. Oft sind das eben jene Kinder, die den Weg zur Kita anfangs noch voller Begeisterung antraten. Auch die vollkommenen Neulinge tun sich zu Beginn schwer mit dem Abschied.
Tränen beim Abschied
Beginnt Ihr Kind zu weinen, wenn Sie im Begriff sind, zu gehen, ist das gerade in den ersten vier Wochen der Eingewöhnung ein normaler Prozess. Die Devise lautet: Gehen Sie trotzdem! Ein kurzer Trost ist angemessen, denn Ihr Kind möchte jetzt zusätzliche Zuwendung, aber dann sollten Sie es allein lassen. Vielleicht bitten Sie die Erzieherin oder den Erzieher, Ihren Nachwuchs abzulenken, während Sie gehen und fragen später, wie lange Ihr Kind noch geweint hat. Wenn es nicht mehr als 10 Minuten waren und jeden Tag eine kleine Verbesserung zu erkennen ist, müssen Sie sich keine grossen Sorgen machen. Geben Sie dagegen häufiger nach und nehmen Ihr Kind wieder mit nach Hause, verwehren Sie ihm die Chance, seine Angst zu verlieren. Besteht das Problem nach über vier Wochen allerdings immer noch, ist es empfehlenswert eine Kinderberatung aufzusuchen, um sicherzugehen, dass Ihr Kind nicht von tiefergehenden Ängsten gequält wird.
Alles ist neu – Das Grundproblem
Bei Kindern, die neu im Kindergarten sind, tritt diese Situation häufig auf. Das liegt an der Umstellung, die der Sprössling bewältigen muss: Auch, wenn Sie die perfekte Kinderbetreuung herausgesucht haben – er ist in einer völlig neuen Umgebung, getrennt von Eltern und nur mit fremden Menschen umgeben. Das erzeugt eine Überforderung, die ohne angemessene Beteiligung der Eltern kaum gemeistert werden kann. Bei Kindern, denen von elterlicher Seite nicht bei der Eingewöhnung geholfen wird, wurden gar in den ersten sieben Monaten der Kitazeit gehäuft Fehlzeiten durch Krankheit, Entwicklungsrückstände oder Irritationen in ihrer Mutterbindung festgestellt. Für die erste Zeit empfiehlt es sich also, mit vor Ort zu bleiben und den Nachwuchs an die neue Umgebung heranzuführen sowie am Nachmittag über das Erlebte zu reden.
Massnahmen, um Gründe zu finden
Wenn Ihr Kind schlechte Laune beim Thema Kindergarten bekommt, gehen Sie auf Ursachenforschung. Möglicherweise können Sie Problemen so schon entgegenwirken. Fragen Sie Ihr Kind direkt, aber nicht gleich am Morgen oder Mittag. Passen Sie eine ruhige Minute am Nachmittag oder Abend ab und bedrängen Sie den Sprössling nicht, wenn er nicht antworten möchte oder kann. Vielleicht entdecken Sie die Ursache auch im Rahmen eines Puppenspiels zum Thema Kindergarten. Ein wichtiger Zugang ist natürlich über die Erziehungskraft gegeben. Sie kann sowohl Ihr Kind tagsüber beobachten und unterstützen als auch Ihnen ein paar Tipps für daheim mitgeben.
Ursachen und Tipps zur Lösung
Die häufigsten Ursachen für den Kindergarten-Widerwillen sind Trennungsängste, die besonders in der Eingewöhnungsphase vorkommen können. Verkürzen Sie dem Kleinen die Zeit in der Einrichtung vielleicht ein wenig, indem Sie es später abliefern und früher wieder abholen. Ausserdem können Sie kleine Aufheiterungen in den Tag einbauen: das Lieblingskuscheltier kann im Rucksack warten, eine kleine Überraschung in der Brotbüchse versteckt werden oder ein Herzchen auf den Arm gemalt werden („Mama und Papa denken an dich, wenn du das Herzchen anschaust“). Zudem müssen Sie selbst reflektieren, ob Sie Probleme mit dem Kindergarten oder dem Loslassen haben/hatten. Lösen Sie Ihre innerlichen Knackpunkte, denn Ihr Kind spürt sie.
Wenn Ihr Kind allerdings Schwierigkeiten hat, sich in die Gruppe zu integrieren, kann es helfen, morgens als Erster da zu sein. So gesellen sich alle Neuzugänge direkt zu Ihrem Kind, das möglicherweise auch das begehrteste Spielzeug genommen hat. Auch die Einladung einiger Kinder, mit denen Ihr Kleines gern Kontakt hätte, nach Hause kann Wunder wirken.
Sie sollten konsequent bleiben, wenn Ihr Kind aus Gründen der Langeweile nicht in den Kindergarten möchte. Sicherlich ist die Neugier nach einigen Wochen gestillt, aber das Zugeständnis eines Fehltages sollte nur mit Vorsicht und unter expliziten Hinweisen auf eine kurze „Verschnaufpause“ gemacht werden. Am nächsten Tag geht es wieder los und wenn Ihr Kind sich nach wie vor sträubt, können Sie es notfalls auch mit einer kleinen Belohnung in Form eines Extra-Leseabends oder tollen Ausflugs locken. Machen Sie aber auch klar, dass der Kindergarten nun dazu gehört und erklären Sie dem Nachwuchs alle Vorteile (Freunde, andere Spielsachen, grosser Garten).