Der Wald ist voller Wunder und Geheimnisse. Spielerische Naturerfahrungen unter dem Blätterdach sind ein Genuss für die ganze Familie. Was zählt, ist das gemeinsame Erlebnis. Naturkunde kann, muss aber nicht im Programm sein.
Ab in den Wald
«Mami, wie heisst dä Baum?», möchte Ihr Kind auf dem gemeinsamen Waldausflug wissen. Vielleicht sind Sie nicht ganz sicher, ob da vor Ihnen eine Rot- oder eine Weisstanne in den Himmel ragt. Es ist Herbst, deshalb ist die nächste Frage noch kniffliger. Jetzt möchte Ihr Sohn oder Ihre Tochter nämlich wissen, weshalb allmählich alle Blätter im Wald braun werden. Klar, das Handy ist schnell zur Hand und weiss Rat. Aber Hand aufs Herz: Sie gehen mit Ihrer Familie doch nicht in den Wald, um dort naturkundliche Fakten aus dem Taschencomputer zu saugen?
Sinnlichkeit ist Trumpf
Der Wald eignet sich ideal für spielerische, sinnliche Erlebnisse mit Kindern. Beispiel herbstlicher Laubfall: Wer findet die buntesten Blätter? Sicher gibt es genug Farben, um damit ein «Gemälde» auf dem Waldboden zu legen! Wer sieht das nächste Blatt zuerst fallen? Wer kann ein fallendes Blatt auffangen, bevor es den Boden erreicht?
Auch Ohren, Nase und Tastsinn kommen nicht zu kurz. Riechen eigentlich alle Bäume gleich? Besonders spannend wird es, wenn Sie mit Ihrer Familie eine Nachtexkursion in den Wald wagen. Herbst und Winter eignen sich dafür gut, weil es früh eindunkelt. Suchen Sie sich in der Dämmerung einen kuscheligen Platz unter Bäumen, machen Sie es sich bequem – und hören Sie einfach hin. Bleiben Sie in der Nähe des Waldweges, um die Wildtiere nicht zu stören. Schon ein paar Minuten des gemeinsamen Hörens lassen Sie in eine andere Welt eintauchen. Sobald die Geduld der jüngsten Expeditionsteilnehmerinnen und -teilnehmer erschöpft ist, können Sie Ihre Hörerlebnisse austauschen.
Jederzeit und überall ist der Wald auch eine Schatzkiste. Schwärmen Sie aus, sammeln Sie die schönsten Naturschätze, die Ihnen begegnen: das knorrigste Totholz, das feinste Blatt, das hübscheste Rindenstück, den grössten Zapfen. Ist alles beisammen, legen Sie gemeinsam ein Wald-Kunstwerk. Vielleicht wird das ein Ort, den Sie regelmässig besuchen. Sie erleben dann, wie Ihr Werk von der Natur «zurückerobert» wird.
Den Wald als Specht, Bär oder Käfer sehen
Fast die Hälfte aller heimischen Tier- und Pflanzenarten nutzt den Wald als Lebensraum. Verwandeln Sie sich beim nächsten Familienausflug kurzerhand in ein Tier, bevor Sie den Wald betreten. Es ist nützlich, vorher zu Hause nachzulesen, wie das gewählte Tier lebt. Dann kann es losgehen: Hat sich Ihr Sohn oder Ihre Tochter am Waldrand vielleicht in einen Bären verwandelt? Dann steht Futtersuche an: Wo gibt es einen morschen Baumstamm voller leckerer Ameisen? Wo spriessen feine Gräser? Gibt es schon Beeren? Besonders anspruchsvoll und abenteuerlich ist die Suche nach einer Höhle für den Winterschlaf. Bestimmt wartet irgendwo der Wurzelstock eines umgestürzten Baumes oder sonst ein Unterschlupf auf den zweibeinigen «Bären». Ob als Bär, Specht oder Käfer: Es ist spannend, den Wald mit anderen Augen zu sehen. Ganz nebenbei lernen wir spielerisch, welche Bedeutung der Wald als Lebensraum für Wildtiere hat.
Wald entdecken – mit Respekt
Die Naturschutzorganisation Pro Natura engagiert sich für den Wald als Lebensraum von Tieren, Pflanzen und Menschen. Zum Beispiel sichert sie 40 Naturwaldreservate, in denen sich die Natur frei entwickeln kann. In anderen Waldgebieten wird mit gezielten Eingriffen eine besondere Artenvielfalt gefördert. Der Besuch eines solchen Schutzgebietes ist ein besonderes Naturerlebnis. Pro Natura ermuntert Gross und Klein dazu, den Wald mit allen Sinnen zu geniessen. Gleichzeitig bittet sie mit einem «Waldknigge» um die Beachtung einfacher Verhaltensregelungen im Wald, damit dieser kostbare Lebensraum nicht geschädigt wird.
Wald entdecken mit Gleichaltrigen
Vielleicht möchten Ihre Kinder den Wald mit Gleichaltrigen in der Gruppe entdecken? Die rund 30 Jugendnaturschutzgruppen von Pro Natura bieten ein reichhaltiges Programm an: übernachten im Wald, Wildkräuter sammeln, über dem Feuer kochen oder eine frühmorgendliche Tierbeobachtung. Die Kontaktadressen aller Jugendgruppen finden sich hier: www.pronatura.ch/de/jugendnaturschutz
