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Auf zwei Rädern zu neuen Abenteuern

Das Wichtigste bei Velotouren mit Kindern ist eine gute Vorbereitung und Planung sowie die richtige Veloausrüstung, weiss Olivier Staub aus eigener Erfahrung. Im Interview erzählt der Veloplus-Mitarbeiter, was es braucht, dass eine Reise mit dem Velo für die ganze Familie zu einem tollen Erlebnis wird.

Bild: © Halfpoint/shutterstock.com

Sie radeln Jahr für Jahr mit Kind und Kegel in die Veloferien. Wie verändert sich das Reisen mit dem Velo und Kindern?

Unsere Veloreisen dauern heute nicht mehr zwei Jahre wie früher, sondern eher zwei, drei Wochen. Um ferne Länder zu erkunden, ist das natürlich viel zu kurz. Aber wir haben gemerkt, dass für die Kinder eine zweiwöchige Veloreise in der Schweiz genau so spektakulär ist wie für uns eine Weltreise. Die Kinder öffnen einem unterwegs die Augen für vieles, was wir vorher nie wahrgenommen haben. Es ist etwas ganz Neues und Spannendes, die Welt auf dem Velo nochmals aus Kinderaugen zu erleben.

Wie können Kinder für eine Veloreise motiviert werden?

Es braucht praktisch keine Motivation. Unsere Kinder haben die Geschichten und Fotos unserer Veloabenteuer seit Geburt an mitbekommen und möchten diese nun auch erleben. Fragen wir sie, was sie in den Sommerferien machen wollen, ist die Antwort klar: «Veloferien», die ganz viel Abenteuer bieten.

Wie werden kindertaugliche Veloferien geplant?

Es ist enorm wichtig, ein klares, kindertaugliches Ziel zu definieren. Fährt man einfach planlos drauflos, ist bei Kindern die Motivation schnell am Nullpunkt. Ein Ziel kann beispielsweise der Europapark sein oder das Schloss Chillon. Wir wohnen an der Reuss in der Nähe der Aare, da bietet es sich auch an, gegen den Strom zu fahren und zu erkunden, woher das Wasser kommt. Die Steigungen und Tagesdistanzen müssen aber gut auf die Kinder abgestimmt sein, aber in der Schweiz haben wir ein grossartiges Routennetz, das abseits des Verkehrs durch wunderschöne Landschaften führt.

Kinderanhänger, Follow-Me oder eigenes Velo – was macht bei Kindern wann Sinn?

Ob die Kinder selbst fahren oder im Kinderanhänger dabei sind, hängt von der individuellen Entwicklung des Kindes ab. Man sollte vor allem zu Beginn jedoch immer darauf vorbereitet sein, dass das Kind nicht genug Ausdauer hat und einen Kinderanhänger oder einen Kindersitz dabeihaben. Begonnen haben wir mit einem umgebauten Tandem, das hinten eine zweite, erhöhte Kurbel hatte. So konnten die Kinder schon früh mithelfen zu trampen, hatten aber auch jederzeit die Möglichkeit, in den Anhänger zu hüpfen. Ein 16-Zoll-Velo hatten wir auch dabei, das kam jedoch meistens nur während Pausen zum Einsatz.

Später wollten die Kinder selbst fahren, da kam ein eigenes Velo und eine Follow-Me-Kupplung dazu, um sie auf stark frequentierten Abschnitten zu führen. Der Kinderanhänger war zum Ausruhen aber immer noch sehr beliebt. Seit dem siebten Lebensjahr sind die Kinder nun aber ausschliesslich auf ihren Velos unterwegs.

Wie viel Spielzeug braucht es für unterwegs?

Jedes Mal nehmen wir Spielzeuge wie Frisbee und Fussball mit und stellen dann zu Hause fest, dass wir es gar nie ausgepackt haben. Denn unterwegs gibt es so viel Abwechslung, so viel Neues zu entdecken, dass es nicht nötig ist, Spielzeuge mitzunehmen. Das Wichtigste ist ein Handy, vollgeladen mit Hörbüchern und Geschichten, die sie im Anhänger stundenlang hören können.

Wie viel Gepäck kann den Kindern zugemutet werden?

Für Kinder ist es immer wichtig, ihren Anteil an Gepäck und Veloausrüstung am Velo zu haben. Auch wenn es am Anfang nur die eigenen Plüschtiere sind, ist die Freude über das mitgeführte Gepäck gross. Inzwischen haben sie all ihre persönlichen Kleider und Gegenstände an ihrem Velo. Das ganze Camping-Material führt bei uns «Papi» mit, «Mami» zusätzlich das ganze Küchenset.

Macht es Sinn, dass die ganze Familie im gleichen Zelt schläft?

Nein. Wir haben ein Zweier- und ein Dreierzelt, in denen jeweils ein Kind und ein Erwachsener schlafen. Damit ist für viel mehr Ruhe und ein entspannteres Schlafen gesorgt als in einem Viererzelt. So hat auch jedes Kind sein Zelt, das es selbst aufstellen kann. Aber auch spezielle Übernachtungsorte wie in alten Weinfässern, einer Hütte, Jugi oder bei Verwandten und Bekannten ist für Kinder sehr spannend.

Welche Rolle spielt bei einem Zelt das Gewicht?

Für Ferien auf dem Campingplatz spielt das Gewicht eine geringere Rolle. Kommt das Zelt aber auf eine Velo- oder Bikepacking-Tour mit, sollte es leicht und schnell auf- und abgebaut sein. Weiter spielen die Innenmasse eine wichtige Rolle. Ist es lang und breit genug für die Matte deiner Wahl? Muss im Zelt gekocht werden können oder nicht? Wenn ja, muss es eine gros-se Apsis haben. Bei schlechtem Wetter könnte man gezwungen sein, sich für längere Zeit im Zelt aufhalten zu müssen. Da kommt einem ein geräumiges Innenzelt sehr entgegen.

Hitze, Regen, äussere Einflüsse – was ist zu beachten?

Solange es nicht kalt ist, haben Kinder, anders als Eltern, eigentlich keine Mühe mit Regen. Auf unsereren Reisen haben wir gelernt, dass es in solchen Situationen am besten ist, ruhig zu bleiben und die Widrigkeiten anzunehmen. Denn die Stimmung der Eltern überträgt sich sehr schnell auf die Kinder. Hitze kann für Kinder hingegen rasch ungesund werden. Wegen einer Hitzewelle sind wir vor einigen Jahren auch nicht zu unserer geplanten Reise gestartet.

Was bleibt am Ende einer Veloreise mit der Familie?

Viele Emotionen, unbeschreibliche Gefühle und auch mal die eine oder andere Freudenträne. Es macht die Kinder und Eltern stolz, gemeinsam das Ziel erreicht zu haben. Die unvergesslichen Erlebnisse und Geschichten schweissen die Familie noch näher zusammen und verbinden.

Gepäckstückliste

Hat man sich für ein Taschen-Setup entschieden, ist es unterwegs entscheidend, dass das Gepäck sinnvoll organisiert ist. Veloplus empfiehlt für die Gepäckorganisation sogenannte Sub-Gepäckstücke. Sub-Gepäckstücke sind funktionale Untergruppen im Gepäck, die jeweils als eine Einheit in einem Packsack innerhalb des Gepäcks verstaut werden. Funktionale Gruppen, erleichtern das effiziente Ein- und Ausräumen des Gepäcks und man spart sich viel mühsame Zeit des Suchens in den Velotaschen.

Hygieneartikel werden beispielsweise intuitiv in einem Necessaire zusammen eingepackt. Dieses Prinzip lässt sich aber auch auf verschiedenste andere Subgruppen des Gepäcks anwenden, z. B. Bekleidung, Regengarnitur, Unterwäsche, Koch-Equipment, Nahrungsmittel und Gewürze, Elektronik. Schlafsack, Zelt und Schlafmatte gelten im Prinzip als eine funktionale Gruppe, sind aber aufgrund ihrer Grösse nicht weiter zusammenfassbar.

Veloplus hat für Sie einen Vorschlag mit Sub-Gepäckstücken als Liste zusammengestellt. Natürlich gilt auch hier, dass Sie ihre Sub-Gepäckstücke am besten nach Ihren individuellen Bedürfnissen und je nach Reiseregion zusammenstellen.

Beispiel Sub-Gepäckstückliste für eine 2-wöchige Tour:

  • 1. Zelt (+Zeltunterlage falls nötig)
  • 2. Mätteli
  • 3. Schlafsack (inkl. Kissen und Schlafbrille darin versorgt, ggf. auch Schlafsackeinlage für kältere Nächte)
  • 4. Koch-Equipment (Topf, Deckel, Schale, Gaskocher & Kartusche, Schwamm)
  • 5. Nahrung & Gewürze (inkl. Tasse, Göffel und ggf. Bialetti)
  • 6. Kleidung (inkl. Unterwäsche und Erste-Hilfe-Set/Notfallapotheke sowie separaten Beutels für Dreckwäsche)
  • 7. Regenbekleidung (separat von der übrigen Bekleidung und griffbereit weiter oben im Gepäck in einem wasserdichten Packsack)
  • 8. Neccessaire inkl. Microfaserhandtuch
  • 9. Elektronik
  • Werkzeug/Flickzeug
  • Schuhe (z. B. Flipflops, Sandalen oder Sneaker)
  • Wertsachen und Kleinigkeiten (z. B. Sackmesser, Sonnenbrille, Sonnencreme)

Anmerkung: Der Wassertransport wurde hier nicht als separates Sub-Gepäckstück aufgeführt, da bereits drei Bidons mit Frischwasser am Fahrradrahmen befestigt sind und nicht in einer Packtasche verstaut werden müssen. Mehr Expertenwissen über www.veloplus.ch, wo Interessierte alles rund um Velos finden.

Über Olivier Staub

Veloplus-Mitarbeiter Olivier Staub radelt mit seiner Familie jährlich in die Veloferien. Was es bei einem Veloabenteuer mit Kindern zu beachten gilt, weiss er aus seinen unzähligen Reisen und gibt wertvolle Tipps und Empfehlungen, damit die Veloferien mit der Familie zu einem vollen Erfolg werden.