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Barfuss die Welt erobern

Barfusslaufen ist gesund – das weiss jedes Kind ganz instinktiv. Deshalb: Ermöglichen wir uns und unseren Sprösslingen diese sinnliche Erfahrung so oft wie möglich!

Mit nacken Füssen über eine frisch gemähte Sommerwiese oder am Strand entlangzulaufen, das gehört zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen. Feines Gras, das die Zehen kitzelt, warmer Sand, der die Fusssohlen massiert und ab und zu ein piksendes Steinchen – das fühlt sich einfach wunderbar an!

Heute noch! Befreite Füsse beflügeln den Geist! Ein Gefühl, das nur noch zu toppen ist mit einem erfrischenden Fussbad in einem kühlen Bach oder im Meer. Danach kribbeln nämlich die Füsse so richtig angenehm und man fühlt sich einfach pudelwohl! Auch kleine Kinder erkennen ganz instinktiv, dass ihnen Barfusslaufen guttut – sie entledigen sich ihrer Schuhe bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit, ganz egal, wie heiss oder kalt es ist. Frei nach dem Motto von Pfarrer Sebastian Kneipp, der vor 150 Jahren schrieb: «Die Füsse müssen von der Schuhmaschine und den Fussfoltern so oft wie möglich befreit werden, denn das härteste Los in allen Stürmen des Lebens trifft neben dem Gesicht die Füsse.»

Barfusslaufen als Fussmassage

Chinesen und Inder wussten bereits vor 5000 Jahren, dass Menschen über ihre Füsse auf innere Organe einwirken können. Auch einige indianische Stämme kannten die Heilkraft der Fussmassage: Als die ersten weissen Siedler in den nordamerikanischen Kontinent eindrangen, staunten sie über die aufsehenerregenden Heilungen der Medizinmänner und liessen sich ebenfalls von ihnen behandeln. Der amerikanische Arzt Dr. William Fitzgerald (1872 bis 1942) war es dann, der die Erkenntnisse der segensreichen Wirkung auf dem Gebiet der Fussreflexmassage nach Europa brachte und weiterentwickelte. Mit seiner «Zonentherapie» legte er um 1917 den Grundstein für die heute so erfolgreich praktizierte Reflexzonentherapie. Da erfahrene Reflexologen aus den Reaktionen bestimmter Körperzonen Rückschlüsse auf die Organe ziehen können, eignet sich die Untersuchung der Füsse ganz besonders zur Diagnosefindung – gerade auch bei Kindern. Allerdings sollte man als Laie mit dem Stellen von Diagnosen vorsichtig sein. Denn auch wenn die Fusszone schmerzt, braucht sich dahinter nicht gleich eine innere Krankheit zu verstecken. Die Füsse von Menschen, die selten oder nie barfuss gehen und/oderungeeignetes Schuhwerk tragen, sind überempfindlich. Vielleicht kommt der Schmerz ja von einer Druckstelle, die der Schuh verursacht hat. Doch auch wer viel barfuss läuft, ist vor gelegentlichen Schmerzen nicht gefeit. Wer seinen Füssen nach einem anstrengenden Tag eine Freude machen will, gönnt sich deshalb eine entspannende Reflexzonen- und/oder eine Aroma-Fussmassage, beispielsweise mit ätherischen Ölen. So werden die Füsse bald wieder zu wahren «Samtpfötchen» und fühlen sich leicht und unbeschwert an.

Barfusswandern «unten ohne»

«Raus aus den Schuhen und möglichst viel mit den Füssen tasten, spüren, fühlen und die Freizeit geniessen», dafür plädiert auch Esther Bürgi. Die diplomierte Gesundheitsmasseurin ist überzeugte Barfusswanderin und führt ganze Gruppen «unten ohne» durchs Berner Oberland. «Täglich quetschen wir unsere Füsse in Schuhe und drängen so unserem Organismus falsche Bewegungsabläufe auf», erklärt sie. «Wenn wir barfuss unterwegs sind, beugt dies Fussschäden vor, verbessert unsere motorischen Fähigkeiten und kräftigt Muskeln, Bänder und Gelenke, denn auf unebenen Böden muss der Fuss ausbalancieren. Zudem kann er natürlich abrollen und das wiederum entlastet Knie und Bandscheiben.» Wer nun selber Lust verspürt, die Berge mit Gleichgesinnten barfuss zu erleben, kann sich bei Esther Bürgi melden. Sie bietet von Mai bis Oktober Wanderungen auf dem Barfuss- Panoramaweg Innertkirchen-Unterstock im Haslital an.

Mehr Infos: www.barfusswandern.ch

Ein Erlebnispark für die Füsse

Gerade auch bei Familien mit Kindern beliebt sind die speziell angelegten Erlebnispfade mit Etappen aus Gras, Moor, Mulch, Holz, Sand, Steinen, Tretbecken und anderen Fühlstationen für Barfüsser. Auf www.barfusspark.info werden im deutschsprachigen Raum gelegene Parks vorgestellt. Einer davon ist das «Hexenwasser » am Wilden Kaiser in Tirol, wo ich selbst mit meiner Familie feuchtfröhliches Fussvergnügen erlebt habe! Für alle, die wissen möchten, wie es sich anfühlt, mal wieder ohne Schuhe zu laufen, bevor sie sich vielleicht an längere Strecken wagen, sind solche Pfade ein ideales Testterrain. Spass für die ganze Familie ist garantiert!

Abtanzen in der Barfussdisco!

Sich selber vergessen und einfach sein – das können Tänzerinnen und Tänzer in der Barfussdisco: Übergeben Sie sich der Musik, der Bewegung, der Umgebung und lassen Sie Ihren Füssen freien Lauf: Spielend tanzen, tanzendes Spielen. Voller Energie! Das Beste: Barfussdiscos haben meistens einen Holzboden, ab und zu sogar gefedert. Da der Boden sehr sauber ist, kann man sich problemlos völlig frei am Boden bewegen oder am Boden tanzen.

Mehr Infos: www.barfussdisco.ch

Barfuss trotz Schuhen?

Barfüssiges Laufen tut uns zwar gut, doch im Alltag ist das meist nicht praktikabel. Ausser wir tragen sogenannte Barfussoder Minimalschuhe, welche es heute in allen möglichen Formen und Farben sowohl für Erwachsene als auch für Kinder gibt. Frei nach der Devise «Barfuss trotz Schuhen» ermöglichen Barfussschuhe das Gefühl des Barfusslaufens, indem sie dank ausgeklügelter Sohlen den natürlichen Bewegungsablauf so wenig wie möglich einschränken und den Füssen trotzdem maximalen Schutz bieten. Ausführliche Informationen über Barfussschuhe lesen bei:

www.barfuss-schuhe.net

Barfusslaufen lernen!

Barfusslaufen ist eine Kunst, die gelernt werden will. Wie das konkret funktioniert, zeigt der Wissenschaftler Lee Saxby in der Broschüre «Propriozeption – Barfusslaufen verstehen», die kostenlos über www.vivobarefoot.at heruntergeladen werden kann. Die Trainingsübungen, die er verwendet, basieren auf tiefem Verständnis biomechanischer Fortbewegung sowie seiner umfassenden praktischen Erfahrung. Das Lehrsystem hat drei verschiedene Bewegungsmeilensteine: Gehen/ Hocken, Springen und Laufen. Um das Potenzial Ihres barfüssigen Lebens völlig zu begreifen, müssen Sie diese Fähigkeiten vollkommen beherrschen, bevor Sie zum nächsten Schritt übergehen. Theoretisch können Sie lernen, wie man barfuss in allen Schuhtypen läuft, aber Sie werden viel leichter voranschreiten, wenn sie barfuss laufen oder Minimalschuhe tragen. Behalten Sie die folgenden vier Tipps von Lee Saxby im Hinterkopf und Sie werden im Nu barfuss gehen können.

1. Ihr Gewicht sollte sich von der Ferse bis zur grossen Zehe bewegen, aber stellen Sie es sich mehr als eine Art weiche Ferseneinfederung vor, als einen Fersenanstoss.

2. Machen Sie kleinere Schritte als üblich – das wird Ihnen helfen, Ihren Körper in der optimalen Anordnung für eine effiziente Bewegung zu halten.

3. Versuchen Sie, nicht hinunterzublicken. Behalten Sie Ihren Blick vielmehr irgendwo über dem Horizont und führen Sie mit Ihrer Brust.

4. Halten Sie Ihre Schritte entspannt, balanciert und symmetrisch.

Fitness für die Füsse

Die meisten Babys werden mit gesunden Füssen geboren. Damit das so bleibt, lassen Sie Ihr Kind möglichst viel barfuss gehen. Ideal ist ein möglichst abwechslungsreicher Untergrund, damit die Fussmuskulatur trainiert wird. Auch Klettern, Laufen, Springen, Toben und gezielte Fussgymnastik stärken ganz allgemein die Bein- und Fussmuskulatur. Ideal wären natürlich regelmässige Übungen, zweibis dreimal wöchentlich. Lassen Sie Ihr Kind schleichen wie ein Indianer (Füsse langsam und vorsichtig aufsetzen und behutsam abrollen), wie eine Ballerina auf Zehenspitzen gehen oder wie eine Ente watscheln, wobei es vermehrt den Fussinnenrand belastet. Wichtig bei der Fussgymnastik: Achten Sie darauf, dass Ihr Kind beim Gehen immer die Grosszehenballen, den bei der richtigen Abrollbewegung wichtigsten Auftrittpunkt, belastet.

Schuhwerk, das Sinn macht

Wer nicht barfuss gehen möchte, findet auf dem Markt eine grosse Auswahl an sogenannten Minimalschuhen. Der perfekte Schuh erlaubt es dem Fuss, sich genauso zu verhalten, wie er es barfuss tun würde. Gleichzeitig bietet er Schutz vor der Umgebung. Folgende Kriterien sollte Ihr«Barfuss-Laufschuh» erfüllen:

1. Der Schuh muss eine Empfindungsrückmeldung erlauben.

Ihr Körper und Gehirn müssen Feedback von Ihren Sinnen erhalten, um zu wissen, wie Sie sich zu bewegen haben. Die Sohle Ihres Fusses ist mit Sinnesempfängern ausgestattet, sodass die Sohle des Schuhs eine Rückmeldung vom Terrain, auf dem Sie laufen, erlauben muss, um so einen natürlichen Laufstil zu gewährleisten.

2. Der Schuh muss Ihren Fuss vor der Umgebung schützen.

Obwohl Ihr Fuss dem Terrain gegenüber, auf welchem er läuft, empfindlich sein sollte, bedeutet dies nicht, dass er verwundbar sein muss. Die Sohle Ihres Laufschuhs muss auch unter extremen Bedingungen durchschlagsicher und temperaturresistent sein.

3. Das Gewicht darf die natürliche Position des Fusses nicht aus dem Gleichgewicht bringen.

Ein schwerer/unausgeglichener Laufschuh wird den natürlichen Schwerpunkt Ihres Fusses aus dem Gleichgewicht bringen, somit auch Ihren Laufstil. Idealerweise sollte die Gewichtsverteilung Ihres Schuhs Ihnen erlauben, diesen mit Ihrem Finger halbwegs zwischen Ferse und Zehen oder auch nur leicht zur Ferse hin zu balancieren.

4. Ihr Fuss sollte in keinem Fall durch Ihren Schuh eingeschränkt werden.

Wenn Ihr Fuss den Boden berührt, dehnen sich Ihre Zehen nach aussen, um den Schritt auszubalancieren. Die Zehen-Einbuchtung in Ihrem Schuh muss deshalb breit genug sein, um diese natürliche Ausbreitung zu ermöglichen.

Quelle: «Barfusslaufen verstehen», von Lee Saxby.

Mehr Infos auf: www.vivobarefoot.at