Die Adventszeit naht, in den meisten Wohnzimmern wird schon bald ein Christbaum aufgestellt. So schön und besinnlich der Anblick ist, spätestens im neuen Jahr geht es darum, die Tanne wieder loszuwerden. In Appenzell Innerrhoden werden Christbäume sozusagen wiederverwertet: Es entstehen «Beechüe» – lustige Kühe aus dem Stamm und Geäst der Tannen.
Christbaum-Entsorgung auf kreative Art
Ein Mal im Jahr ist mitten im Hauptort Appenzell an der malerischen Hauptgasse ein ganz besonderes Treiben angesagt: Beechüe schnitzen. Das Dialektwort heisst ausgedeutscht nichts anderes als «Beinkühe». Beim Blick auf das fertige Kunstwerk wird klar, woher der Name kommt: Die Holzfigur steht vorne auf zwei Beinen. Seit Jahrzehnten werden in Innerrhoden die lustigen Kühe geschnitzt; in früheren Zeiten dienten sie gerade in ärmeren Familien als kostengünstiges und beliebtes Spielzeug. Heute sind Beechüe vor allem als Dekoration gefragt, und die Entstehung ist eine wunderbare Familienaktivität. Schon recht kleine Kinder können helfen, die Äste von Tannen und Rinde zu befreien, das Holz zu schleifen und die Figur zu verzieren.
In Appenzell dient traditionellerweise der erste Samstag nach dem Dreikönigstag für das gemeinsame Schnitzen. Wer es nicht zu dem Anlass nach Appenzell schafft, greift eben einfach zu Hause zum Sackmesser. Übrigens: Es muss nicht immer eine Kuh sein. Auch wenn in Appenzell die Beechüe überwiegen, sieht man immer mal wieder andere Tiere oder Figuren, die aus dem Geäst eines ausgedienten Christbaums entstehen.