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Fahrzeuge und Kindersitze passen nicht immer zusammen

Der TCS testete einerseits 17 populäre Fahrzeuge auf die Funktionalität bei der Montage von Kindersitzen. Andererseits wurden 10 Kindersitze auf die Sicherheit bei einer Kollision, Bedienung, Ergonomie, Gebrauchseigenschaften und Schadstoffe überprüft. Bei beiden Testreihen zeigten sich deutliche Unterschiede.

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Familien mit mehreren Kindern sind auf kindersitzfreundliche Fahrzeuge angewiesen. Deshalb überprüfte der TCS in der neusten Auflage der Kindersitztests sowohl eine Reihe von Fahrzeugen als auch eine Auswahl an Kindersitzen. Zu diesem Zweck wurden Einbautests gemacht, die Bedienungsanleitungen der Fahrzeuge analysiert und Crashtests durchgeführt.

Beifahrersitz nur bedingt für Kindertransport geeignet

Der Beifahrersitzplatz ist nicht in erster Linie für den Transport von Kindern gedacht, kann aber bei den meisten getesteten Modellen dennoch mit einem Kindersitz bestückt werden. Insbesondere bei Sammelfahrten ist das natürlich eine praktische Option. Bei den Modellen Chevrolet Orlando, Opel Antara, Mazda 5, Mercedes C-Klasse und Honda Jazz ist darauf zu achten, dass laut Hersteller Kindersitze nicht in allen Grössen montiert werden dürfen. Einzig beim Freemont ist laut Fiat der Beifahrersitz für Kindersitze gänzlich ungeeignet.

Obwohl Kinder auf dem Beifahrersitz transportiert werden dürfen, empfiehlt der TCS Kinder grundsätzlich hinten zu sichern. Spezielle Vorsicht ist beim Transport von rückwärtsgerichteten Kindersitzen auf dem Vordersitz angebracht: In solchen Fällen muss der Beifahrerfrontairbag unbedingt deaktiviert werden.

Montage von Kindersitzen auf der Rückbank mit Tücken

Häufig werden Kinder auf den äusseren Sitzplätzen der zweiten Reihe transportiert. Dementsprechend einfach gestaltet sich die Montage von Kindersitzen bei den meisten getesteten Fahrzeugmodellen. Durch das Platzangebot und die Schiebetüren fallen insbesondere der Ford Grand C-MAX und der Mazda 5 positiv auf. Bei den Modellen Alfa Giulietta, Citroën Berlingo sowie Fiat Freemont ist die zu kurz geratene Gurtlänge zu beanstanden, was insbesondere bei rückwärtsgerichteten Kindersitzen – wie etwa Babyschalen – zu Problemen führen kann. Beim Peugeot 508 und beim Subaru Trezia hingegen lässt die Zugänglichkeit der Isofix-Verankerungen zwischen Sitzlehne und Sitzfläche zu wünschen übrig. Bei Audi und BMW sind diese sehr gut zugänglich, beim Mercedes ist der obere Verankerungspunkt „Top-Tether“ sehr griffgünstig erreichbar.

Platz für drei Kindersitze auf der Rückbank?

Nach dem Studium der umfangreichen Bedienungsanleitungen der Fahrzeuge ist festzuhalten, dass der Transport von drei Kindersitzen auf der Rückbank grundsätzlich möglich ist. Doch beim BMW 3er, Opel Antara, Peugeot 508 und Subaru Trezia wird betont, dass die gleichzeitige Montage von drei Kindersitzen auf der Rückbank „nicht geeignet“, respektive „nicht erlaubt“ ist. Auch bei etwas breiteren Kindersitzen ist bei den Modellen Citroën Berlingo und VW Caddy immer noch genügend Platz vorhanden. Alle gestesteten Fahrzeuge verfügen über die notwendige Mindestbreite für die Fixierung von drei Sitzerhöhern (ohne Rückenlehne), womit bis zu vier oder gar sechs Kinder (mit dritter Sitzreihe) transportiert werden können.

Eine dritte Sitzreihe ist beim Chevrolet Orlando sowie beim Fiat Freemont serienmässig vorhanden. Citroën Berlingo, Ford Grand C-Max, Mazda 5 sowie beim VW Caddy können gegen Aufpreis damit ausgerüstet werden, oder sie sind in einer teureren Variante inbegriffen. Eine Spezialität stellen die integrierten Kindersitze des Fiat (sogar serienmässig), Mercedes und des VW Passat (gegen Aufpreis) dar. Besonders für häufig wechselnde Einsätze – wie etwa Taxifahrten – kann dies ein Vorteil sein.

Zehn Kindersitze im Test

In einer zweiten Testreihe wurden 70 Crashtests mit 10 Sitzen aller Grössenkategorien durchgeführt. Neben der Sicherheit bei einer Kollision wurden auch die Aspekte der Bedienungsfreundlichkeit und der Ergonomie unter die Lupe genommen. Dabei wurde vor allem untersucht, wie einfach ein Sitz eingebaut werden kann und wie das Kind darin untergebracht ist. Die Bewertung „gut“ wurde ausschliesslich bei gutem Abschneiden in den Testkriterien Sicherheit und Bedienung/Ergonomie vergeben.

Schadstoffe festgestellt

Zusätzlich wurde eine Schadstoffprüfung an jenen Teilen durchgeführt, mit denen ein Kind in Berührung kommen kann. Bei zwei Produkten (Bébé Confort Fero Fix und Maxi-Cosi Fero) war der Schadstoffgehalt im Test zu hoch und die Produkte mussten auf „mangelhaft“ abgewertet werden, obwohl sie ansonsten gute Resultate aufwiesen. Ebenfalls nicht zu überzeugen vermochte der Prénatal Orion Fix, der beim Frontalaufprall durchfiel und auch am schlechtesten zu bedienen war. Immerhin sechs der Testprodukte schnitten mit „sehr empfehlenswert“ ab. Sowohl die Produkte Chicco Autofix (mit und ohne Isofix), Cybex Pallas und Solution X-Fix, HTS Besafe iZi Go und der Jané Transporter sind sowohl sicher bei einem Unfall wie auch leicht zu montieren. Ein Novum im Test stellt der Safety 1st Primeofix dar, der mit drei von fünf Sternen klassiert wurde: Er kann nur in Fahrzeugen benützt werden, die Isofix und Top-Tether-Verankerungen aufweisen. Dass das Resultat nicht besser ausfiel, liegt an erhöhten Belastungswerten im Seitencrash und dem aufwändigen Kindersitzeinbau.

Fazit

Bei der Suche nach einem geeigneten Fahrzeug für den Transport von drei Kindersitzen auf der Rückbank kann man sich an folgender Faustregel orientieren: Je höher das Fahrzeug gebaut ist, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass auf der Rückbank problemlos drei Kindersitze montiert werden können. Gewissheit schafft allerdings erst ein effektiver Test der Kindersitze im fraglichen Fahrzeug. Verbesserungspotential haben die Fahrzeuge in Bezug auf die komplizierten Bedienungsanleitungen, die teilweise unbefriedigende Zugänglichkeit von Isofix- und Top Tether-Verankerungen und zu kurz geratene Sicherheitsgurten. Die Modelle Citroën Berlingo, Fiat Freemont (jeweils zu wenig Gurtlänge) sowie VW Caddy (kein Top Tether) haben die Bewertung „sehr empfehlenswert“ nur knapp verpasst.

Bei den meisten Fahrzeugen können drei oder vier Kinder mindestens für gelegentliche Fahrten vorschriftsgemäss untergebracht werden. Um das passende Familienauto zu finden, sollte man eine Probefahrt mit Kindern und Kindersitzen unternehmen und sich über die Familientauglichkeit des Fahrzeugs informieren. Beim Kauf eines Kindersitzes lohnt es sich, die TCS-Tests zu beachten (www.kindersitze.tcs.ch) und gute Produkte vor Bezahlung im Fahrzeug auszuprobieren.

Vorschriften bei der Kindersicherheit

Seit 1. April 2010 müssen Kinder bis 12 Jahre oder 150 cm (was zuerst eintrifft) in einem entsprechenden Kindersitz gesichert sein. Bei einem gebrauchten Kindersitz muss darauf geachtet werden, dass er nicht zu alt ist (vor 1995). Dies lässt sich am besten an einer orangefarbigen Etikette am Kindersitz erkennen. Auf dieser muss die Prüfnummer mit den Anfangsziffern 03 oder 04 stehen. Mehr Informationen sind im neunsprachigen Flyer „Kinder im Auto“ enthalten, der unter www.infotechtcs.ch bestellt werden kann.

Ratgeber „Auto-Kindersitze“

Weitere Informationen über Kinder-Insassensicherheit, Kauftipps und der TCS-Kindersitztest sind im neuesten Ratgeber „Auto-Kindersitze 2011“ zusammengefasst. Der Ratgeber ist das Ergebnis einer Gemeinschaftsarbeit des Touring Club Schweiz (TCS) und der bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung. Der Ratgeber kann unter www.infotechtcs.ch bestellt werden oder ist bei der bfu in Bern erhältlich. Der Ratgeber ist kostenlos.