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Familien & Geld: Alles im Griff?

Wer Kinder hat, weiss: Sie sind eine grosse Bereicherung, kosten jedoch auch Geld. Es zahlt sich deshalb aus, das Familienbudget stets im Auge zu behalten. Sieben Fragen an Philipp Frei, Geschäftsführer von Budgetberatung Schweiz.

Bild: © Studio Romantic/shutterstock.com

In einer Familie kommen unterschiedliche Persönlichkeiten zusammen, die alle eigene Vorstellungen davon haben, wie die Finanzen im Alltag gemeistert werden sollen. Wie findet man einen gemeinsamen Weg?

Idealerweise macht sich ein Paar bereits bei der Familiengründung Gedanken darüber, wie zukünftig die Erwerbs- und Familienarbeit aufgeteilt werden soll. Dabei ist es wichtig, eine massgeschneiderte Lösung zu finden, die für beide stimmt. Ein Budget zeigt auf, wie das zur Verfügung stehende Geld eingeteilt werden kann, so dass die Einnahmen und Ausgaben im Einklang stehen.

Welche Fragen sollten sich werdende Eltern stellen?

Viele Paare merken erst beim Kinderkriegen, dass sie völlig unterschiedliche Vorstellungen über die Aufgabenteilung und die Handhabung des Geldes haben. Je bescheidener das Budget und je grösser die Familie, umso anspruchsvoller kann die Aufgabe werden. Mögliche Fragen sind beispielsweise:

  • Ist das nun mein, dein oder unser Geld?
  • Welche Entscheidungen mit finanziellen Konsequenzen sollen bzw. müssen gemeinsam getroffen werden?
  • Wie viel Geld brauchen wir zur Existenzsicherung?
  • Welche Bedürfnisse sollten im Budget Platz finden?
  • Was ist «nice to have» – muss aber nicht unbedingt sein?
  • Entsteht jetzt ein Gefälle an Lebensstandard zwischen den Eltern? Wie kann damit konstruktiv umgegangen werden?

Wer feststellt, dass Diskussionen über Geld emotional aufgeladen und vorwurfsvoll geführt werden, nutzt am besten unsere Vorlagen zum Erstellen eines Budgets. Eltern dürfen auch jederzeit unsere Beratung in Anspruch nehmen. Aus Erfahrung weiss ich, dass viele den Austausch mit einer Fachperson schätzen und dadurch Sicherheit gewinnen.

Was kostet ein Kind?

Diese Frage wird mir öfters gestellt, doch natürlich ist sie nicht einfach so pauschal zu beantworten. Die verschiedenen Alters- und Ausbildungsphasen der Kinder verursachen unterschiedliche Kosten und hängen sehr stark mit den Werten und Prioritäten der Eltern zusammen. Während am Anfang die Erwerbseinbusse am meisten ins Gewicht fällt, so sind es am Ende die Ausbildungskosten die ordentlich ins Gewicht fallen können. Vor allem dann, wenn die Kinder studieren. Dazwischen verursachen Kinder im Kindergarten und Primarschulalter in der Regel am wenigsten Kosten. Deshalb kann es auch beim Projekt Familie hilfreich sein, eine langfristige Perspektive zu entwickeln und Phasen mit tieferen Kosten und/oder höherer Erwerbskraft bewusst zu nutzen.

Das Budget von Ein-Eltern-Familien sieht ganz anders aus als das Budget eines Paares oder einer Patchwork-Familie. Was gilt es zu beachten?

Selbstverständlich gibt es vielfältige Familienformen, die jeweils andere Rahmenbedingungen schaffen. Doch ganz egal, ob die Eltern zusammenleben oder nicht – wenn sie gemeinsam für das Kind oder die Kinder sorgen, müssen ihre Vorstellungen abgeglichen werden. Denn wie auch immer die konkrete Kombination aussieht, hat sie bei jeder Familie Auswirkungen auf das Budget. Eine Familie ist ein langfristiges Projekt und ein dynamisches System. So kann es im Laufe der Zeit bei der Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit auch wieder zu Veränderungen kommen. Die Rahmenbedingungen ändern sich, die Kinder werden grösser und es entstehen ständig neue Bedürfnisse und Kapazitäten.

Genau, ein Dauerthema ist beispielsweise auch das Taschengeld. Ab welchem Alter sollen Kinder wie viel bekommen?

Taschengeld zu geben, ist keine Elternpflicht, sondern eine freiwillige Leistung, die hauptsächlich von den Möglichkeiten der Familie abhängt. Ein Must ist es nicht, trotzdem empfehlen wir es: Sackgeld zu bekommen, ermöglicht einem Kind, den Umgang mit Geld zu erlernen. Gestartet wird damit idealerweise, wenn das Kind anfängt zu rechnen und es bereit dafür ist, also etwa ab der 1. oder 2. Klasse. Als Taschengeldrichtlinie gilt 1 Franken pro Klasse und Woche, ungefähr ab der 5. Klasse empfehlen wir eine monatliche Auszahlung, weil ab dann die Kinder fähig sind, ihre Ausgaben über einen längeren Zeitraum als nur eine Woche zu planen. Als wichtig erachten wir auch, dass Eltern gewisse Regeln mit dem Kind bezüglich der Verwendung des Taschengelds aushandeln, z. B. soll vorgängig geklärt werden, wofür das Kind das Geld ausgeben darf: Was soll es sich leisten können? Was nicht? Darf es frei über seine Ausgaben entscheiden? Oder möchten die Eltern mitbestimmen? Deshalb: Wenn es sich beispielsweise eine Glace pro Woche leisten können soll, braucht es wöchentlich 2 bis 3 Franken – 1 Franken genügt dann nicht. Und falls es später dann auch mal Kleider, Schuhe oder Essen vom Taschengeld kaufen soll, braucht es dafür selbstverständlich einen Betrag, der dies in einem vorgegebenen Rahmen auch ermöglichen würde.

Soll die Höhe des Taschengelds auch von Leistungen etc. abhängen?

Nein, das empfehlen wir ganz klar nicht – weder das Streichen als Bestrafung noch Zusatzgeld als Belohnung. Ziel ist, dass Kinder lernen, mit dem Geld umzugehen und Entscheidungen und Prioritäten treffen, für was sie es einsetzen möchten, und auch lernen, mit den Konsequenzen zu leben. Also: Wenn sie das Geld ausgegeben haben, ist es weg – es gibt erst wieder beim nächsten Zahltag. Genau wie im richtigen Leben auch.

Ab wann ist ein eigenes Konto sinnvoll?

Heutzutage funktioniert der Zahlungsverkehr immer mehr bargeldlos – dieser Trend macht natürlich auch bei den Kindern nicht halt. Wir empfehlen ein eigenes Bankkonto jedoch erst ab etwa 12 Jahren, also ungefähr ab der Oberstufe. Dann können Eltern im Rahmen ihrer Möglichkeiten den Kindern auch ein sogenanntes «erweitertes» Taschengeld» geben, und damit verbinden, dass sie davon z. B. ihr Handyabo, Kleider oder auch die auswärtige Verpflegung damit bezahlen müssen. Dies kann ein sinnvoller Schritt sein, den Teenagern mehr Verantwortung zu geben. Ob sie ihre Ausgaben bargeldlos begleichen, spielt weniger eine Rolle, als dass sie in diese Vorgänge sorgfältig eingeführt und so lange begleitet werden, bis das klappt. ++

Unterstützungsleistungen für Familien

Es gibt zahlreiche Unterstützungsleistungen für Familien wie zum Beispiel:

  • Erwerbstätige Mütter haben Anspruch auf Mutterschaftsentschädigung während 14 Wochen nach der Geburt.
  • Erwerbstätige Väter haben für die ersten sechs Monate nach Geburt des Kindes Anspruch auf zwei Wochen Vaterschaftsurlaub.
  • Die Familienzulagen: Es gibt grundsätzlich einmalige Zulagen wie z.B. eine Geburtenzulage und monatlich auszuzahlende Zulagen wie eine Kinder- bzw. Ausbildungszulage oder eine besondere Sozialzulage. Minimale Vorgaben macht der Bund, die Kantone bzw. die Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen können, müssen aber nicht darüber hinausgehen.
  • Kantonale Bedarfsleistungen wie z.B. Mutterschaftsbeihilfen im ersten Jahr nach der Geburt.
  • Die Prämienverbilligung für die Grundversicherung bei der Krankenkasse.

Über

Philipp Frei ist Vater von 2 Kindern (9- und 11-jährig) und Geschäftsführer des Dachverbands Budgetberatung Schweiz. Auf

www.budgetberatung.ch finden Privatpersonen in allen Lebenslagen (Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Ein-Personen-Haushalte, Paare, Familien, Ein-Eltern-Familien und Pensionierte) alles rund ums Budget, z.B. von Budgetvorlagen bis zum Budget-App, aber auch viel Wissenswertes um weitere Themen in privaten Finanzbereichen (dazu gehört z.B. wie Budgets erstellt und umgesetzt werden, Mobilität, Ferien, Ferienjobs, Steuern, Taschengeld, Trennung/Scheidung und Wohnen).