Liegen keine speziellen Umstände vor, so ist die natürliche, vaginale Geburt die beste Geburtsart für Mutter und Kind. Trotzdem gibt es verschiedene Situationen, in denen eine Kaiserschnittgeburt in Frage kommt oder empfohlen wird. Hier werden in Form von Fragen die wichtigsten Aspekte noch einmal aufgegriffen. Doch es gilt: Jeder Einzelfall braucht eine eigene Beurteilung. Diskutieren Sie mit Ihrem Gynäkologen, Ihrer Hebamme, Ihrem Anästhesisten und/oder Ihrer Kinderärztin und schaffen Sie so eine gute Entscheidungsgrundlage.
Fragen und Antworten zum Kaiserschnitt
Fragen und Antworten aus Sicht der Mutter:
Welche Komplikationen können nach einem Kaiserschnitt auftreten?
Selten, d. h. bei 1 von 100 Kaiserschnitten oder seltener:
- Nachblutungen, mit der Notwendigkeit einer nochmaligen Operation
- Blasenentzündung
- Wundinfekt und Störung der Wundheilung
- Bluterguss
- Abnorme Lage des Mutterkuchens oder Einwachsen des Mutterkuchens in die Gebärmuttermuskulatur in einer späteren Schwangerschaft
- Einreissen der Kaiserschnittnarbe an der Gebärmutter bei einer Folgeschwangerschaft
Sehr selten, d. h. seltener als bei 1 von 1000 Kaiserschnitten:
- Verletzungen anderer Organe (Blase, Harnleiter)
- Blutungen, die zur Gebärmutterentfernung führen
- Thrombosen in Venen oder Lungenembolie
- Kopfschmerzen nach der Regionalanästhesie
- Nervenschädigungen durch die Regionalanästhesie
Wann kann ich nach der Operation wieder aufstehen?
Meist nach wenigen Stunden mit Hilfe einer Pflegefachperson.
Kann ich nach einem Kaiserschnitt stillen?
Ja, Sie können meistens innerhalb der ersten Stunden nach einem Kaiserschnitt Ihr Kind das erste Mal ansetzen. Der Milchfluss kann verspätet eintreten, zudem kann die schmerzende Wunde störend sein. Stillen ist aber klar auch nach einem Kaiserschnitt möglich.
Wie lange bleibe ich nach einem Kaiserschnitt im Spital?
Wenn es Ihnen gut geht, sind Sie im Schnitt vier bis sechs Tage im Spital. Seltener sind es zwei bis drei oder mehr als sieben Tage.
Wie sieht es mit Rückbildungsübungen aus?
Nach dem Kaiserschnitt können Sie in den ersten Tagen bereits mit Beckenbodenübungen anfangen. Die Übungen zur Rückbildung der Bauchmuskulatur beginnen frühestens nach sechs Wochen.
Wie sieht es mit sportlichen Aktivitäten und Baden aus?
Wenn die Wunde verheilt und der Wochenbettfluss deutlich zurückgegangen ist, können Sie zu Hause ein Bad nehmen. Der Besuch öffentlicher Bäder oder sportliche Betätigung wird erst nach vier bis sechs Wochen empfohlen.
Was muss ich in den ersten sechs Wochen nach der Operation erwarten/beachten?
- Wundschmerzen im Bereich der Operationsnarbe
- In den ersten Tagen nach der Operation Blutungen mit Abgang von Blutgerinnseln
- Leichte Krämpfe der Gebärmutter (sog. Nachwehen), besonders beim Stillen Blutung bzw.
- Ausfluss während vier bis sechs Wochen
- Taubheitsgefühl im Bereich der Narbe während mehrerer Wochen
- Um eine Infektion der Narbe und der Gebärmutter zu vermeiden, duschen Sie die Narbe regelmässig ab, sobald Fäden oder Klammern entfernt sind.
- Keine Lasten über fünf Kilogramm heben
Kann ich nach einem Kaiserschnitt vaginal gebären?
Grundsätzlich ja. Allerdings hängt dies von den Gründen für den vorausgegangenen Kaiserschnitt und der damals gewählten Operationstechnik ab. Frauen, die einen Kaiserschnitt hatten, haben ein gewisses Risiko, dass die Narbe in der Gebärmutter unter den Wehen einreisst. Besprechen Sie dies mit Ihrem Frauenarzt und/oder Ihrer Hebamme. Wenn Sie nach einem Kaiserschnitt bereits eine natürliche Geburt hatten, ist die Chance grösser, erneut eine vaginale Geburt zu erleben. Nach zwei oder mehreren Kaiserschnitten wird von einer vaginalen Geburt abgeraten.
Fragen und Antworten aus Sicht des Kindes
Ist der Kaiserschnitt die sicherste Geburt für das Neugeborene?
Obwohl ein Kaiserschnitt das Leben des Kindes (und der Mutter) in gegebenen Situationen retten kann, ist er nicht die sicherste Lösung für jedes Neugeborene. Beim Kaiserschnitt wird der natürliche Geburtsvorgang ganz oder teilweise umgangen. Deshalb können sich verschiedene Organsysteme des Kindes nicht oder nur unvollständig auf die kommende Geburt vorbereiten. Dieser Aspekt führt zu einem erhöhten Risiko für das Neugeborene. Liegen andere Risiken vor, die für Mutter oder Kind grösser sind, so wird ein Kaiserschnitt durchgeführt. Es geht immer darum, die Situation abzuwägen, um die optimale Geburtsvariante zu finden.
Welches sind die häufigsten Risiken des Kaiserschnitts für das Neugeborene?
Für die Kinder ist es ohne Wehen und ohne den natürlichen Geburtsvorgang schwieriger, sich vom Leben im Mutterleib auf das Leben ausserhalb umzustellen. Es ist nachgewiesen, dass nach Kaiserschnittgeburten das Atemnotsyndrom und andere Anpassungsschwierigkeiten (sogenannte Adaptionsstörungen) häufiger auftreten. In seltenen Fällen kann es beim Neugeborenen zu kleinen Schnittwunden kommen.
Wie wichtig ist der Zeitpunkt des Kaiserschnitts für das Kind?
Die Auswirkung des Kaiserschnitts ist umso schwerwiegender für das Kind, je früher er durchgeführt wird. Erst sieben Tage vor dem Termin ist das Kind so reif, dass seine Anpassung an die Welt ausserhalb des Mutterleibs statistisch nicht mehr schlechter abläuft als bei einer Vaginalgeburt. Ein geplanter Kaiserschnitt sollte deshalb frühestens sieben Tage vor dem errechneten Geburtstermin durchgeführt werden. Die Dauer Ihrer Schwangerschaft wird zu diesem Zeitpunkt von den Fachpersonen mit 39 0/7 Wochen beschrieben. Aus organisatorischen Gründen kann der Operationstermin auch zwei bis drei Tage früher oder später angesetzt werden. Die Entscheidung für einen Kaiserschnitt zu einem noch früheren Zeitpunkt muss medizinisch begründet sein – durch Abwägen der Risiken für das Kind und die Mutter.