Artikel / Themen

Gut gewickelt ist halb geheilt

Ob Kartoffeln, Zitronen, Essig oder Kohl – in der Küche gibt es viele Zutaten, die für wohltuende Wickel verwendet werden können. Im Sommer kommt häufig kühlender Quark zum Einsatz – beispielsweise bei Sonnenbrand und Insektenstichen oder bei Prellungen, Quetschungen und Verstauchungen.

Bild: © james benjamin/shutterstock.com

Wickel zur Behandlung von Krankheiten und Beschwerden haben eine lange Tradition. Das Wissen rund um diese natürliche Heilmethode beruht auf Erfahrungen, die seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Wickel haben viele Vorteile: Sie sind nicht nur einfach und günstig in der Anwendung, sondern auch wohltuend und lindernd bei zahlreichen akuten und chronischen Beschwerden. Je nach Zutat können sie entzündungshemmend, abschwellend, durchblutungsfördernd, fiebersenkend oder schmerzlindernd wirken. Zudem entsteht durch die Zuwendung und Berührung ein Gefühl der Geborgenheit und Entspannung – das steigert einerseits bei Jung und Alt das Wohlbefinden und kann andererseits Stress oder Ängste abbauen und einen ruhigen Schlaf unterstützen. Wichtig ist allerdings, bei der Anwendung einige Punkte zu beachten (siehe Tipps im Umgang mit Wickeln).

Gut zu wissen

Unterschieden wird zwischen kalten, heissen und temperierten Wickeln. Kalte Wickel kommen vor allem bei akuten Schmerzen wie Entzündungen, Quetschungen, Zerrungen, Prellungen und Verstauchungen, aber auch bei Sonnenbrand, Verbrennungen und akuten Gelenkbeschwerden zum Einsatz. Zudem können kalte Wickel hohes Fieber senken. Wichtig, kalte Wickel werden sehr feucht direkt auf die betroffene Stelle, jedoch nie auf kühle Haut gelegt. Nicht angewendet werden dürfen kalte Wickel deshalb bei ausgekühlten, frierenden Menschen, bei Durchblutungs- und Sensibilitätsstörungen, bei Blasen- und Nierenentzündungen sowie bei Kiefer- und Stirnhöhlenentzündungen. Heisse Wickel hingegen helfen bei chronischen Schmerzen in den Gelenken und bei muskulären Verspannungen. Da heisse Wickel die Blutgefässe erweitern, wirken sie auch lindernd bei Krämpfen, Verdauungsbeschwerden und Blähungen. Dank ihrer krampflösenden und sekretfördernden Eigenschaften können sie unterstützend bei Blasen-, Kiefer- und Stirnhöhlenentzündungen, Husten, Bronchitis, Ohrenschmerzen oder bei chronisch rheumatischen Gelenkschmerzen eingesetzt werden. Heisse Wickel werden nur leicht befeuchtet verwendet und nie bei akuten Entzündungen wie zum Beispiel geschwollenen Gelenken. Sie dürfen nicht angewendet werden bei Herz- und Kreislaufbeschwerden, Durchfall mit Fieber, Fieber, Entzündungen des Bewegungsapparates, akuten Bauch- und Rückenschmerzen, Säuglingen und älteren Menschen sowie bei Personen mit Lähmungen und Sensibilitätsstörungen. Für Säuglinge, Kinder und ältere Menschen eignen sich sogenannte temperierte Wickel, das sind körperwarme, milde Anwendungen, die in der Regel über längere Zeit belassen werden können und unter anderem Kopfschmerzen, Halsentzündungen, Ohren und Nervenschmerzen lindern können.

Welches Material braucht es?

Grundsätzlich gilt: Für Wickel und Auflagen dürfen keine synthetischen Gewebe, Inkontinenzunterlagen, Gummis, Folien usw. benützt werden, weil sie einen Wärmestau verursachen können. In der Regel besteht ein Wickel aus drei Tüchern – einem Innentuch aus Leinen, Baumwolle, Gazewindel oder Seide, einem Zwischentuch aus Baumwolle oder Flanell und einem Aus-sentuch, z. B. einem Wolltuch, einem Molton oder einem Frotteetuch. Optimal ist, wenn die verschiedenen Wickeltücher zu Hause immer bereit für den Einsatz sind, sodass sie nicht jedes Mal neu zusammengesucht werden müssen. Im Handel sind auch sogenannte Wickelapotheken erhältlich, damit die nötigen Tücher und Utensilien im Bedarfsfall rasch greifbar sind. Zudem ist es ratsam, eventuell benötigte Zutaten wie Kartoffeln, Zwiebeln, Magerquark, Honig, Kohl, Essig oder Kräuter vorrätig zu haben.

Von Kartoffeln bis Quark

Einige der häufigsten Arten von Wickeln und ihre Verwendungszwecke sind:

  1. Kartoffelwickel: Zur Linderung von Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und Entzündungen.
  2. Zwiebelwickel: Zur Linderung von Husten, Halsschmerzen und zur Förderung der Heilung bei Erkältungen und Grippe.
  3. Kohlwickel: Zur Linderung von Entzündungen, Schwellungen und zur Unterstützung der Heilung von Wunden und Prellungen.
  4. Zitronenwickel: Zur Linderung von Husten, Halsschmerzen und zur Förderung der Entspannung.
  5. Quarkwickel: Zur Linderung von Hautirritationen, Sonnenbrand, Insektenstichen oder leichten Verbrennungen.

Quarkwickel bei Sonnenbrand, Insektenstichen, Verstauchungen, Prellungen und Quetschungen2

Zutaten:

  • Innentuch (z. B. aus Baumwolle, Leinen, Gazewindel)
  • Zwischentuch (z. B. aus Baumwolle, Flanell)
  • Aussentuch (z. B. Molton oder Frotteetuch)
  • Magerquark ohne Konservierungsstoffe

So geht’s: Quark aus dem Kühlschrank nehmen und etwas stehen lassen. Das Innentuch mit Quark bestreichen (ein bis zwei Zentimeter dick) und daraus ein Päckli in der passenden Grösse falten. Quarkkompresse auf die betroffene Stelle legen, mit dem Zwischentuch abdecken und zum Schutz mit dem Aussentuch an der betroffenen Stelle fixieren.

Wichtig: Dieser Wickel darf nur bei oberflächlichen Verbrennungen mit unverletzter Haut angewendet werden. Die Hautfarbe darf sich bei kalten Anwendungen nicht verändern – Gefahr der lokalen Unterkühlung. Nicht anwenden bei einer Kuhmilch-Kontaktallergie, evtl. vorher testen. Wickel erneuern, wenn er warm wird. Starke Verbrennungen erfordern eine Konsultation beim Hausarzt. Treten bei Insektenstichen im Kopf- und Halsbereich ungewöhnliche Reaktionen auf oder reagiert eine Person allergisch, kontaktieren Sie bitte eine Fachperson.