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Lebensschule

Bald läuft die Schule wieder, der Alltag der Familien ist auf einen Schlag zurück. Nach hoffentlich erholsamen Ferien ist es nun wieder an der Zeit, Leistung zu bringen, gute Noten zu schreiben, zu lernen und frühzeitig ins Bett zu gehen. Es ist Schluss mit stundenlangem Spielen mit den Freunden, wach bleiben, bis die Sonne weg ist und dem Kennenlernen von neuen Orten.

Bild: ©Oksana Kuzmina/shutterstock.com

Denn die Schule ist trotz aller Kritik bei den Erwachsenen hoch im Kurs. Das eigene Kind soll die bestmögliche Ausbildung erhalten und dadurch für die Zukunft gerüstet sein. Dazu zählt nicht nur die Schule, sondern auch Vereine und der Musikunterricht. Das alles sind Bestandteile unserer Zukunftsplanung für die Kinder. Durch die erworbenen, vielseitigen Fähigkeiten erhoffen wir uns für unsere Kinder bessere Chancen im Leben, vor allem im Berufsleben.

Damit nehmen wir in Kauf, dass lockere, unbeschwerte Zeiten der Kinder verloren gehen. Zeiten, in denen die Kinder einfach spielen können, in denen vielleicht sogar einmal Langeweile aufkommt. Es ist es uns Wert, von Termin zu Termin zu eilen, damit wir alles Mögliche für den künftigen Erfolg getan haben.

Doch wozu?

Tun wir es wirklich für das Kind?

Die meisten Eltern werden diese Frage überzeugt bejahen und Antworten geben wie «Ich weiss, was mein Kind braucht» oder «Ich will doch nur das Beste für mein Kind».

Doch wissen wir wirklich, was das Beste für unser Kind ist? Sind Sie rückblickend einverstanden mit den Entscheidungen Ihrer Eltern betreff Schwerpunkte in Ihrem Leben? Ich denke, das sind die wenigsten, denn unsere Eltern wussten nicht, was uns alles erwarten wird und genauso wenig wissen wir, wie die Zukunft unserer Kinder aussehen wird. Weder die wirtschaftliche noch die gesellschaftliche Entwicklung lässt sich präzise vorhersagen. Man meint es zu können, doch wenige Ereignisse reichen, um alles Bisherige in eine andere Richtung zu lenken. Die Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert und sie wird es weiterhin tun. Bedenken Sie mal, was sich nur schon in den letzten beiden Jahren alles verändert hat, was vor fünf Jahren nicht vorstellbar war. Wir konnten uns nicht darauf vorbereiten und trotzdem gehen wir mit der Situation bestmöglich um.

Was kann ich also tun, um mein Kind auf die Zukunft vorzubereiten?

Früher war Wissen Macht, weshalb Auswendiglernen eine wichtige Fähigkeit war. Entsprechend hat man Kinder darin geschult, sich so viel Wissen wie möglich anzueignen. Im heutigen, digitalen Zeitalter ist diese Fähigkeit nicht mehr viel Wert. Man spricht nun von den 4 K, wenn es um die wichtigsten Kompetenzen von Lernenden im 21. Jahrhundert geht. Wir gehen davon aus, dass Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken von nun an im Zentrum stehen werden.

Aufgrund der jetzigen Situation sind dies verständliche Ideen und der Sinn dahinter ist erkennbar. Doch wie bereits erwähnt, hatten unsere Lehrer und Eltern auch Schwerpunkte, die für uns nicht stimmig waren.

Was hilft wirklich?

Lassen Sie den Dingen ihren Lauf, es kommt sowieso anders, als wir es planen und darin liegt ja genau der Reiz des Lebens. Ermöglichen Sie Ihrem Kind eine Kindheit, denn diese erhält es nur einmal und sie ist nicht von langer Dauer. Egal welcher Beschäftigung Ihr Kind nachgeht, es wird sich damit für die eigene Zukunft rüsten und das ist es ja, was es schlussendlich benötigt.

Nehmen Sie Druck von sich und Ihren Kindern und haben Sie Vertrauen, es wird schon gut kommen.

Dieser Beitrag ist erstmals im Einsiedler Anzeiger erschienen.

Michael Berger ist schulischer Heilpädagoge und Lernberater mit Erfahrung auf allen Schulstufen. Mit seinem Angebot auf www.gezielt-lernen.ch wendet er sich an Eltern, Lehrpersonen und Lehrlingsbetriebe und bietet Unterstützung bei Lernschwierigkeiten an.