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Lernen als Erwachsener

Die Schule ist geschafft, die Lehre abgeschlossen und das Berufsleben startet. Nie mehr in die Schule und bestimmt nicht freiwillig, hierbei sind sich viele nach einem Abschluss einig. In der Realität schaffen es nur die wenigsten, dieses Vorhaben während ihres Berufslebens in die Realität umzusetzen, und das ist auch gut so. Doch warum geht man als Erwachsener nochmals freiwillig in die Schule, bezahlt viel Geld, damit die Wochenenden und Abende mit Lernen gefüllt werden?

Bild:©Artur Szczybylo/shutterstock.com

Karrierechancen

Nach einigen Berufsjahren wird den meisten klar, dass die Grundausbildung lediglich die Basis vermittelt. Im Beruf bieten sich Karrieremöglichkeiten, und auch Veränderungen gehören zum Alltag. Dafür sollte man sich wappnen. Hier wird Bildung als Mittel zum Zweck angesehen oder dient dem Interesse am Beruf, welcher in einem Erwachsenenleben viel Platz einnimmt. Es gibt auch viele Personen, die während der Arbeit andere Berufsfelder entdecken oder sich nicht vorstellen können, im angelernten Beruf pensioniert zu werden. Die Möglichkeiten sind beinahe grenzenlos, und durch Lernen kann aus einem Traum Realität werden.

Wie verändert sich das Lernen?

Der grösste Unterschied liegt hier darin, dass die Bildung im Erwachsenenalter mehrheitlich freiwillig ist. Eine gesetzliche Verordnung gibt es nicht, obwohl man natürlich entgegnen kann, dass es für den Beruf unabdingbare Weiterbildungen gibt oder dass man lieber auf eine solche verzichten würde. Trotzdem verfolgt man dabei ein klares Ziel, was in der Schule nie in allen Fächern der Fall ist. Dieses Ziel ist ein wichtiger Motivationsfaktor.

Lerntempo

Mit zunehmendem Alter reduziert sich die Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses deutlich. Dieser Teil des Gehirns ist dazu da, die aktuell laufenden Informationen zu verarbeiten. Aus diesem Grund funktioniert es nicht mehr, sich während des Unterrichtes zu unterhalten oder sich mit dem Handy abzulenken. Auch wenn dies früher funktioniert hat, muss ich Ihnen leider davon abraten, da Ihr Arbeitsgedächtnis nicht mehr schnell genug ist im Bezug auf das Lernen. Durch das fortgeschrittene Alter verlieren Sie an Tempo, dafür können Sie dieses mit Erfahrung ausgleichen.

«Nutzen Sie Ihr Vorwissen, es wird Ihr Schlüssel zum Erfolg»

Bei den Erfahrungen bergen sich aber auch Risiken!!! Seien Sie sich bewusst, dass sich die Zeiten geändert haben und dass es neue Erkenntnisse und Methoden gibt. Auch die Art zu lernen hat sich bei Ihnen im Bezug auf die Schulzeit verändert. «Früher habe ich es auch so gemacht, und es hat funktioniert», bringt Sie heute nicht mehr weiter. Seien Sie offen für neue Lernmöglichkeiten. Manchmal bedingt dies sogar, etwas Bewährtes aus dem Gedächtnis zu streichen und Platz für etwas Neues zu schaffen. Die Zeiten haben sich geändert. Behalten Sie sich Funktionierendes, und suchen Sie nach Lösungen, wo diese benötigt werden.

«Use it or lose it»

Wer lange keine Schulbank gedrückt hat, wird anfänglich Mühe haben. Der Gehirnforscher Dr. Lutz Jäncke von der Universität Zürich sprach während Seminaren und in Artikeln immer wieder von «Use it or lose it» (Benutze es oder verliere es). Das Wissen und die Verbindungen im Gehirn sind solange vorhanden, wie diese aktiv genutzt werden. Darum gilt auch die Wiederholung als «Die Mutter des Lernens» (Dr. Jäncke). Für Sie bedeutet das also, aktiv zu bleiben oder frühzeitig wieder alles zu aktivieren. Haben Sie Lernpausen eingelegt, so müssen Sie sich wieder an das Lernen gewöhnen. Viele Erwachsene merken im Verlauf einer Ausbildung, dass es mit der Zeit immer besser geht. Beginnen Sie also bereits vor der Ausbildung, sich wieder ans Lesen, Schreiben, Zusammenfassen etc. zu gewöhnen. Tun Sie das, bevor der Leistungsdruck beginnt. Sind die Mechanismen eingespielt beziehungsweise die Verbindungen im Gehirn aktiv, so fällt es Ihnen einfacher, dem Lerntempo zu folgen.

Über Michael Berger

Michael Berger ist schulischer Heilpädagoge und Lernberater mit Erfahrung auf allen Schulstufen. Mit seinem Angebot auf www.gezielt-lernen.ch wendet er sich an Eltern, Lehrpersonen und Lehrlingsbetriebe und bietet Unterstützung bei Lernschwierigkeiten an.