Das Baby ist da – jetzt wünscht sich jede junge Mutter ihre alte Form zurück! Ein gezieltes Beckenboden-Training hilft dabei, sich grossartig zu fühlen und nach und nach wieder fit zu werden.
Schritt für Schritt wieder fit
Die ersten Tage nach der Geburt sollen Tage der Ruhe, Entspannung und des Kennenlernens des Babys sein. Geniessen Sie diese erste Zeit! Lassen Sie sich verwöhnen und lernen Sie Ihr Baby besser kennen. Geben Sie ihm die Zeit, Sie kennenzulernen.
Nehmen Sie sich in diesen Tagen auch Zeit für Ihren Körper. Am besten erholt er sich nämlich, wenn er mit genügend Sauerstoff durch leichte Bewegung versorgt wird. Da bieten sich kurze Spaziergänge – möglichst im Grünen – und leichte Wochenbettübungen an. Der Beckenboden ist in dieser Zeit noch schwach und allfällige Wunden – beispielsweise von Kaiserschnitt oder Dammrissen und -schnitten können schmerzen. Deshalb gilt: Hören Sie auf Ihren Körper und machen Sie nur, was Ihnen gut tut.
Nachdem Ihr Baby geboren ist, ist Ihr Körper plötzlich völlig verändert. Während Sie sich vorher über die weichen Rundungen Ihres Bauches freuten, kommen Sie sich vielleicht nach der Geburt unerwartet allein und leer vor. Bei vielen Frauen folgt auf die Begeisterung, ein Kind geboren zu haben, die Begegnung mit dem eigenen Körper. Jetzt nachdem Ihr Baby da ist, möchten sie wieder die Figur von vorher haben. Das ist verständlich, doch natürlich braucht das seine Zeit. Die meisten jungen Mütter schwitzen in der ersten Woche nach der Geburt die nicht mehr benötigte Flüssigkeit aus, mögliche Anschwellungen in den Beinen und Gelenken verschwinden. Auch fülligere Gesichtskonturen und allfällige Wasseransammlungen in den Fingern gehen meist von selbst zurück. Etwas länger dauert es, bis der Bauch schön flach und der Beckenboden wieder stark ist.
Der Beckenboden – nach der Geburt
Frauen leiden oft nach der Geburt an einer Scheidentrockenheit. Der Grund ist der unausgeglichene Hormonhaushalt nach der Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit durch den Rückgang der Östrogene. Die Schleimhaut wird dünner und empfindlicher. Die Vaginalflora kann aus dem Gleichgewicht geraten und dies führt zu Trockenheit und Infektionen der Scheide. Auch die langsam wiederkehrende intime Zweisamkeit ist nicht mehr uneingeschränkt geniessbar, im schlimmsten Fall sogar schmerzhaft. Das kann eine Beziehung belasten.
Tipps:
- Beziehen Sie Ihre Intimpflege in die tägliche Körperpflege und Aufmerksamkeit mit ein. Pflegen Sie sie so liebevoll, wie Sie auch Ihr Gesicht pflegen. Fett pflegt und schützt die Haut.
- Waschen Sie den Intimbereich nicht mit Normalseife. Pures Wasser ist am besten. Bei Bedarf können Spezial-Intimwaschlösungen, die gegen Juckreiz wirken und rückfettend sind benutzt werden. Empfindliche Haut nach dem Duschen eincremen.
- Die Vaginalflora ist ein sensibler Bereich der Weiblichkeit und des gesundheitlichen Wohlbefindens. Unterstützen Sie die natürliche Lubrikation mit einem guten Gleitmittel, insbesondere vor dem Gang ins Hallenbad, vor langen Velotouren etc.
Zur Befeuchtung und zum Schutz der empfindlichen Schleimhaut im Intimbereich ist die Verwendung eines guten Gleitmittels zu empfehlen, denn dies kann schnell und einfach bei den vorgenannten Ursachen helfen. Hier empfiehlt sich ein Gleitmittel mit natürlichen Inhaltsstoffen der neuen Serie «pjur med», denn viele herkömmlichen Fette und Öle sind nicht für den empfindlichen Intimbereich geeignet.
Während der Schwangerschaft werden die Organe im unteren Bauch stark belastet. So drücken Kopf und Körper des ungeborenen Kindes auf den Gebärmuskel, die Blase und die Bauchmuskeln. Je schwerer das Baby wird, desto mehr werden die Muskelfasern gedehnt. Nach der Geburt fühlen sich deshalb Ihre Beckenbodenmuskeln vielleicht wie eine schwer durchhängende Hängematte an. Doch ihre ursprüngliche Flexibilität, Spannkraft und volle Sensibilität wird sich in den nächsten Monaten allmählich wieder völlig einstellen, wenn Sie sie regelmässig anspannen, ohne sie zu überlasten. Sie selbst können einen wichtigen Beitrag zur Regeneration dieses Muskelkomplexes leisten. Schon im Wochenbett können Sie, wenn Ihnen danach ist, wieder Kontakt mit Ihrem Beckenboden aufnehmen. Ein vorsichtiges Herantasten, sprich kurzes Anheben des Beckenbodens ist der Beginn des Trainings nach der Geburt. Wann dieser Beginn ist, bestimmen Sie alleine. Sie selbst können am besten sagen, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist. Nur warten Sie nicht zu lange damit, innerhalb der ersten drei Tage wäre ideal.
Legen Sie sich entspannt auf den Rücken, stellen Sie die Beine auf, und lassen Sie Ihren Rücken in die Unterlage sinken. Dann legen Sie eine Hand zwischen Ihre Beine auf den Beckenboden und versuchen, die Finger, die auf Ihrem Damm liegen, einzusaugen. Spüren Sie ein Anspannen unter Ihren Fingern, dann haben Sie es geschafft und Ihren Beckenboden aktiviert!
Vergessen Sie dabei nicht, dass Ihre Gesässmuskulatur völlig entspannt bleibt und das Becken sich nicht bewegt! Probieren Sie diese Übung mit und später ohne Kontrolle der Hand in verschiedenen Positionen aus: in Seitenlage, im Sitzen, im Stehen, beim Gehen und bei allen alltäglichen Aktivitäten wie beispielsweise beim Wickeln, Abwaschen oder beim Warten auf den Bus. Sie werden feststellen, dass sich die Aktivierung des Beckenbodens je nach Position verschieden anfühlt. Das ist völlig normal. Im Sitzen lässt sich der Beckenboden meistens am besten spüren. Diese Stellung ist allerdings in den Tagen nach der Geburt nicht so angenehm. Vorteilhafter ist die Rückenlage mit einem Kissen unter dem Gesäss, um den Beckenboden zu entlasten.
Weniger ist mehr
Wie bei manchen anderen Dingen gilt auch beim Beckenbodentraining «weniger ist mehr» – nicht weniger üben, aber weniger stark anspannen. Um die Muskulatur des Beckenbodens zu aktivieren, reicht ein sanftes Anheben. Wird zu stark angespannt, übernehmen andere Muskeln aus dem Bereich des Unterbauches die Arbeit und die Muskulatur des Beckenbodens wird nicht mehr isoliert trainiert. Diese Regel gilt vor allem für den Beginn des Beckenbodentrainings. Sind die Beckenbodenmuskeln wieder aktiviert, sollten sie zusammen mit den anderen Anteilen dieses Muskelkomplexes (Bauch- und Rückenmuskeln) trainiert werden. Dann ist auch kräftigeres Anspannen mit all den mitwirkenden Muskeln wichtig für Ihren Beckenboden, um die für schnelles und starkes Kontrahieren (Anspannen verantwortlichen Fasern zu trainieren.
Nicht vergessen zu entspannen! Die Entspannung sollte ungefähr doppelt so lange wie die Anspannung sein. Der Erholungs- und Heilungsprozess kann mit den Übungen unterstützt, aber nicht beschleunigt werden. Übertreiben Sie nichts und gehen Sie das Training anfangs langsam an. Sollte es Ihnen schwerfallen, Ihren Beckenboden zu aktivieren, wenden Sie sich an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, die Ihnen ein Training mit einer Physiotherapeutin oder bei BeBo Gesundheitstraining (www.beckenboden.com) verordnen kann.
«Der Beckenboden hat – vor allem im weiblichen Körper – eine sehr wichtige Funktion.»
Der Beckenboden hat – vor allem im weiblichen Körper – eine sehr wichtige Funktion. Unter dem Beckenboden versteht man eine Muskelschicht, die von innen das knöcherne Becken auskleidet. Damit bildet die Beckenbodenmuskulatur im wahrsten Sinne des Wortes den Boden der Bauchhöhle. Sie sorgt dafür, dass die Organe nicht unten zwischen den Beckenknochen heraustreten können. Wie eine Art Hängematte trägt sie das Gewicht der inneren Organe wie Blase, Darm und Gebärmutter.
Tipp: Spannen Sie in den Wochen nach der Geburt immer bewusst den Beckenboden an, wenn Sie husten, niesen, mal schneller gehen oder hüpfen müssen. Versuchen Sie auf der Toilette nicht gleichzeitig Wasser zu lassen und ihren Darm zu entleeren, das belastet den Beckenboden zu sehr. Pressen Sie nicht bzw. möglichst wenig beim Stuhlgang. Putzen Sie sich nicht die Nase, während Sie auf der Toilette sitzen – das belastet den Beckenboden zweifach. Spannen Sie den Beckenboden nach dem Gang zur Toilette kräftig an (ziehen Sie ihn wieder hoch). Laufen Sie nicht beim ersten Harndrang zur Toilette, warten Sie etwas ab, denn Ihre Blase ist noch nicht wirklich voll.
Zu DEN AUTOREN:
Judith Krucker-Manser ist Beckenboden-Fachfrau und Buchautorin. Sie hat in der Schweiz das BeBo Konzept lanciert. Das BeBo Konzept versteht sich als ganzheitliches therapeutisches Massnahmenpaket zur Prävention und Verbesserung der Folgeproblematik eines zu schwachen Beckenbodens, wie Rückenbeschwerden, Wirbelsäuleninstabilität, Senkungs-, Prostataprobleme, erektile Dysfunktion, Aufbautraining nach Geburt und Operationen des Unterleibs oder der Prostata.
Cornelia Wieser ist ausgebildete Physiotherapeutin, Autorin und Mutter zweier Kinder.