Schulschwierigkeiten sind ein komplexes Thema. Verdeutlicht werden diese meist durch ungenügende Noten und begleitet werden diese von Elterngesprächen und der Suche nach einer Lösung. Was soll man tun, wenn es mit der Schule nicht gelingen will?
Schulschwierigkeiten – was nun?
Zuerst einmal gibt es verschiedene Gründe, welche zu Schulschwierigkeiten führen können. Aus diesem Grund sind auch die Lösungsansätze unterschiedlich.
Lernpotenzial
Das Lernpotenzial variiert von Kind zu Kind, nicht alle können dasselbe leisten. Damit meine ich, dass es bei einigen Kindern Grenzen gibt, die andere nicht haben. Vielfach wird in diesem Zusammenhang vom IQ gesprochen. Der IQ sagt nichts über den möglichen Schulerfolg aus, aber je nach Wert, werden eben doch Grenzen aufgezeigt. Wenn der «Verdacht» besteht, dass die Schulschwierigkeiten etwas mit dem Potenzial zu tun haben, empfehle ich eine Abklärung beim Schulpsycho-logischen Dienst. Oftmals herrscht danach Klarheit und die nächsten Schritte zur Problemlösung können gezielt angegangen werden.
Lernmotivation
Die Schule macht nicht immer Spass. Mit zunehmendem Alter wird es sogar ziemlich wenig Spass machen, da es in den Jugendjahren viel Spannenderes gibt als Mathematik und Deutsch. Sobald sich die fehlende Motivation negativ auf die Leistung auswirkt, wird sie zum Problem, ansonsten ist es lediglich eine Begleiterscheinung. Wie soll man damit umgehen? Meiner Erfahrung nach ist es wichtig ein persönliches Ziel zu finden. Das betroffene Kind wird nicht plötzlich voller Spass zur Schule gehen, aber vielleicht findet sich ein Weg aus der Misere. Gehen Sie hierbei pragmatisch vor und setzen Sie sich nur kleine Ziele. Durch kleine Lernerfolge kann man die Motivation stärken und damit in eine positive Richtung gehen.
Lernstörungen
Wenn ich von Lernstörungen spreche, meine ich damit Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben oder in der Mathematik, obwohl eine genügende Intelligenz vorhan-den ist. Hier treffen wir auch oft auf die Konzentrations-störung ADHS.
Sobald wir in diesem Bereich landen, erlebe ich oft Widerstand seitens der Eltern, denn plötzlich kommen Fachleute und sprechen von Störungen. Das will niemand über sein Kind hören!!! Den Vorwurf den Kindern einen Stempel zu verpassen, kann ich nicht ganz abwehren. Diese Aussage ist aber negativ belastet und das ist nicht im Sinne der Schule. Einen sogenannten Stempel benötigt die Schule nur, um den Kindern spezielle Hilfestellungen zu bieten. Wenn beispielsweise die Diagnose «Lese Recht-schreibschwäche» vorhanden ist, können Hilfestellungen gegeben werden, welche dem Kind sonst verschlossen bleiben. Dasselbe gilt für Dyskalkulie (Probleme in der Mathe) und ADHS (Konzentrationsstörung). Eine Diagnose des Schulpsychologen eröffnet Therapie-möglichkeiten und Hilfestellungen, die sonst nicht zur Verfügung stehen.
Die Rolle der Eltern
Wenn eine der genannten Schwierigkeiten auftritt, wird es für Eltern zur Belastungsprobe. Egal aus welchem Grund ihr Kind Schulschwierigkeiten hat, es ist unangenehm, Selbstzweifel kommen auf und meist wird die Stimmung zu Hause angespannter. Wichtig dabei ist es nicht nach Schuld zu suchen, sondern nach einer Lösung. Vergessen Sie dabei nicht, dass die Beziehung zu Ihrem Kind über dem Schulerfolg steht. Diese Trennung ist schwierig, aber hören Sie den Fachleuten zu und machen Sie sich Ihr eigenes Bild. Die Fachleute stellen Vermutungen auf, die sich auf die Situation in der Schule beziehen, es ist keine allgemeingültige Wahrheit. Sie als Eltern haben ein umfassenderes Bild der Situation und Sie tragen die Verantwortung. Wichtig zu wissen ist, dass seitens der Schule Hilfestellungen kommen und sich die Kritik an die Leistung oder das Verhalten (besonders bei ADHS) richtet und nicht gegen das Kind als Person.
Welche Unterstützung hilft?
Die Möglichkeiten sind wieder sehr unterschiedlich. Viele Eltern flüchten sich in Nachhilfestunden, einige gehen in Lerncoachings und wieder andere versuchen sonst Wege zu finden. Jeder Weg hat seine Berechtigung.
Nachhilfe
Eine Nachhilfe unterstützt Kinder im aktuellen Schulstoff. Damit kommt man gut durch die Themen, meist wird es aber zu einem ständigen Begleiter, da man nur am jeweiligen Thema arbeitet. Diese Unterstützung ist sinnvoll, um im Stoff zu bleiben und diesen zu verstehen. Neben einer Vielzahl von Nachhilfe-Angeboten, hat auch die Schule Unterstützungsangebote (Integrative Förderung = IF). Bevor Sie also privat viel Geld ausgeben, können Sie in der Schule nachfragen, welche Angebote es gibt. Die Ressourcen sind unterschiedlich, doch Angebote müssten immer vorhanden sein.
Lerncoaching
Das Lerncoaching unterscheidet sich von der Nachhilfe, da nicht am Schulstoff gearbeitet wird. Mit einem lösungsorientierten Ansatz wird die «Hilfe zur Selbsthilfe» erarbeitet. Das Ziel eines Lerncoachings ist die Optimierung des Lernens, was sich auf alle Bereiche des Lebens anwenden lässt. Meist beinhaltet ein Lerncoaching 4 bis 5 Sitzungen, verteilt über mehrere Wochen.
Wichtig: Egal ob Sie sich für eine Nachhilfe oder für ein Lerncoaching entscheiden, nehmen Sie den Anbieter vorgängig genau unter die Lupe. Bringt diese Person die Qualifikationen mit, die ich benötige?
Vergessen Sie dabei die Schule nicht, dort wird täglich mit Ihrem Kind gearbeitet.
Fazit: Schulschwierigkeiten kommen immer wieder vor, deshalb gibt es so viele Unterstützungsangebote. Sie sind nicht allein und Hilfe holen ist kein Zeichen von Schwäche!!! Ob Sie Hilfestellungen beanspruchen wollen und wo Sie diese holen, müssen Sie entscheiden, jede Möglichkeit hat ihre Vorzüge. Fragen Sie sich vorgängig auch immer wieder, welches Ziel Sie verfolgen. Wenn das Ziel klar ist, ergibt sich der Lösungsweg von alleine und sonst gibt es eine Vielzahl von Fachleuten, die Sie dabei unterstützen können.
Michael Berger ist schulischer Heilpädagoge und Lernberater mit Erfahrung auf allen Schulstufen. Mit seinem Angebot auf www.gezielt-lernen.ch wendet er sich an Eltern, Lehrpersonen und Lehrlingsbetriebe und bietet Unterstützung bei Lernschwierigkeiten an.