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Schwangerschaft – Kleine Beschwerden

Nur wenige Frauen stehen die Schwangerschaft ganz ohne Beschwerden durch. Wenn Sie wissen, womit Sie rechnen müssen und was Sie gegen beginnende Beschwerden tun können, ist alles nur halb so schlimm!

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Die Schwangerschaft ist ein normaler Zustand und keine Krankheit, aber trotzdem fühlen sich nicht alle Schwangeren so recht wohl in ihrer Haut. Die «anderen» Umstände verlangen eine Lebensumstellung, und auch der Körper, die Körperform verändern sich. Schwangerschaftsbeschwerden zuständig. Aber auch die Psyche stellt sich um. Schwanger sein bedeutet nämlich keineswegs «nur», dass man ein Kind erwartet, in dieser Zeit ändert man sich nicht nur äusserlich, sondern auch psychisch.

Vieles, was früher gültig und wichtig war, gewinnt jetzt eine ganz andere Bedeutung, an vieles denkt man in dieser Zeit zum ersten Mal. Klar, dass man emotional sehr empfindlich ist und erstmal mit dem Wirrwarr der Gefühle fertig werden muss. Verständnis und Liebe des Partners und der Umwelt sind jetzt besonders wichtig.

Kurzatmigkeit

Schwangere brauchen mehr Sauerstoff und atmen deshalb tiefer. Vom achten Monat an wird alles noch beschwerlicher. Alle Bauchorgane inkl. Zwerchfell und Lunge werden verschoben oder verdrängt.

Massnahmen: Legen Sie öfter eine kleine Pause ein und schlafen Sie mit etwas erhöhtem Oberkörper. Atemübungen für die Geburt helfen jetzt schon. Achtung: Wenn Sie auch im Ruhezustand an Kurzatmigkeit leiden, sollten Sie die Ärztin/den Arzt aufsuchen.

Sodbrennen

Sodbrennen entsteht, wenn Magensäure in die Speiseröhre zurückfliesst. In der Schwangerschaft ist der Verschluss des oberen Magenausgangs nicht mehr vollständig, weil das Hormon Prostaglandin eine entspannende Wirkung ausübt. Auch kann der Druck der sich vergrössernden Gebärmutter zu Rückfluss von Mageninhalt führen.

Massnahmen: Vermeiden Sie alles, was die Produktion von Magensäure zusätzlich anregt, z.B. stark gewürzte und fettige Speisen, Schwarztee, Kaffee, Nikotin und Alkohol. Neutralisierend wirken Milch, Fencheltee, Brot oder Zwieback, Mandeln, Haselnüsse oder trockene Haferflocken. Viele kleine Mahlzeiten helfen.

Völlegefühl, Blähungen

Das Hormon Prostaglandin bewirkt auch, dass die Speisen nun länger im Magen-Darm-Trakt liegen bleiben – ein unangenehmes Völlegefühl ist die Folge. Manche Schwangere reagieren mit Blähungen auf die ballaststoffreichere Nahrung.

Massnahmen: Bevorzugen Sie Leichtverdauliches und verteilen Sie die Mahlzeiten über den ganzen Tag in kleine Portionen. Und kauen Sie langsam. Ungünstig sind Hülsenfrüchte, in Fett gebratene Speisen und Zwiebeln. Vermeiden Sie kohlensäurehaltige Getränke. Besser ist Fenchel- oder Melissentee.

Übelkeit

In den ersten Monaten leiden viele Schwangere unter morgendlicher Übelkeit. Die Hauptursache ist der hohe Spiegel des Schwangerschaftshormons HCG (Choriongonadotropin), der vor allem zu einer niedrigen Blutzuckerkonzentration führt.

Massnahmen: Trinken Sie vor dem Aufstehen eine Tasse gesüssten Tee und essen Sie einen Zwieback oder Ingwerkekse dazu. Vermeiden Sie abends schwer verdauliche, fettige Speisen. Ein Glas Milch oder ein Joghurt vor dem Zubettgehen verhindert den starken Blutzuckerabfall in der Nacht. Trinken Sie viel. Manchen Frauen hilft auch Homöopathie, Hypnose, Akupunktur oder ein Akupressur-Armband.

Verstopfung

Progesteron wirkt entspannend auf die Muskeln in den Darmwänden. Der Darminhalt wird langsamer weiterbefördert. In der Spätschwangerschaft behindert die Gebärmutter den Darm, was auch zu Verstopfung führen kann. In manchen Fällen ist auch die Einnahme von Eisentabletten mitverantwortlich.

Massnahmen: Hilfreich sind Trockenpflaumen oder Feigen, über Nacht eingelegt und morgens mit dem Einweichwasser getrunken. Sauerkrautsaft, ein Apfelessig-Wasser-Gemisch oder lauwarmes Wasser auf nüchternen Magen hilft ebenfalls bei akuter Verstopfung. Vorbeugend hilft viel Flüssigkeit, vor allem Kräutertees; Schwarztee kann die Verstopfung dagegen noch verschlimmern. Obst, Vollkornbrot und regelmässige Bewegung fördern dagegen die Verdauung.

Häufiges Wasserlassen

Auch an den Harnwegen macht sich in der Frühschwangerschaft die muskelberuhigende Prostaglandinwirkung bemerkbar. Ausserdem wird durch die verstärkte Durchblutung im Becken die Nierentätigkeit angeregt. In der Spätschwangerschaft lässt Sie dann eher der Druck auf die Blase häufig zur Toilette springen.

Massnahmen: Leider kann gegen den häufigen Harndrang nichts unternommen werden. Wichtig ist, dass Sie weiterhin viel trinken, denn durch die Entspannung der Harnwegsmuskulatur sind Sie anfälliger für Entzündungen.

Blasen- und Nierenentzündungen

Harnwegsinfektionen kommen in der Schwangerschaft häufiger vor, denn die Muskulatur der ableitenden Harnwege ist durch die Prostaglandinwirkung entspannter und lässt Krankheitskeime leichter aufsteigen. In der Spätschwangerschaft kann die Gebärmutter oder das kindliche Köpfchen Blase und Harnröhre verdrängen, sodass die Blase nicht ganz entleert werden kann und sich im Restharn Keime schnell vermehren.

Massnahmen: Alle Blasen- und Nierenbeschwerden müssen schnellstmöglich behandelt werden, denn sonst können Keime in die Gebärmutter gelangen und eine Fehlgeburt oder vorzeitige Wehen auslösen. Wenn Sie Schmerzen beim Wasserlassen und im Lendenbereich oder Blut im Urin haben, sollten Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufsu-chen.

Krampfadern

Durch die Hormone der Schwangerschaft sind die Venen entspannter und erweitert. Das Blut wird nicht mehr so gut zum Herzen zurückbefördert und staut sich in der unteren Körperhälfte. Zusätzlich drückt die Gebärmutter auf die Beckenvenen und erschwert so den Blutfluss zum Herzen. Bei entsprechender Veranlagung (Bindegewebesschwäche) bilden sich Krampfadern, v.a. an den Beinen, aber auch gelegentlich im Scheidenbereich, aus.

Massnahmen: Krampfadern sind nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern auch ein Risiko für Venenentzündungen und Thrombosen. Falls Sie zu Krampfadern neigen, sollten Sie sich Stützstrumpfhosen verschreiben lassen. Vermeiden Sie langes Stehen. Das Hochlagern der Beine ist hilfreich, speziell dann, wenn Sie dazu die Füsse kreisen lassen. Vermeiden Sie Sonnenbäder und Sauna. Kaltes Wasser, leichte Bürstenmassagen zum Herzen hin und kühlende Salben mit venenaktiven Wirkstoffen (z.B. Rosskastanie oder Hamamelis) lindern das Schweregefühl und wirken vorbeugend.

Rückenschmerzen

Das Kind verschiebt den Schwerpunkt des Körpers nach vorne. Zudem sind Gelenke und Bänder durch die Schwangerschaftshormone gelockert und können Belastungen nicht so gut entgegenwirken. Manchmal liegt das Kind auch ungünstig und drückt auf den Ischiasnerv.

Massnahmen: Tragen Sie möglichst bequeme, flache Schuhe. Eine Wärmflasche, ein warmes Bad oder eine Massage, in schweren Fällen ein Stützmieder helfen, wie auch der Trick mit dem Tennisball: Schieben Sie ihn mit dem Rücken an einer Wand hin und her und massieren Sie sich. Beim Hochheben von Lasten sollten Sie den Rücken gerade halten und nur die Knie beugen.

Achtung: Rückenschmerzen können auch ein Anzeichen für eine Nierenentzündung oder Schwangerschaftskomplikationen sein!

Hämorrhoiden

Das wachsende Baby drückt auf Ihr Rektum, das Blut staut sich folglich und bewirkt, dass sich die Venen um den After herum erweitern. Starkes Pressen bei Verstopfung fördert ebenfalls die Entstehung von Hämorrhoiden.

Massnahmen: Langes Stehen sollten Sie vermeiden. Sind Hämorrhoiden schon vorhanden, bringen Sitzbäder mit Eichenrinden- oder Kamillenzusatz und Hämorrhoidalsalbe Linderung. Nach der Schwangerschaft bilden sich Hämorrhoiden meist spontan zurück.

Schwindel

In der Frühschwangerschaft sind Schwindel und Kreislaufprobleme meist eine Folge des niedrigeren Blutdrucks und Blutzuckerspiegels. Später kommt noch hinzu, dass durch die Venenschwäche weniger Blut im Gehirn ankommt, weil mehr Blut in der unteren Körperhälfte versackt. In der Rückenlage drückt die Gebärmutter auf die grosse Körpervene, was eine Drosselung des venösen Blutrückstroms zur Folge hat. Schwindelanfälle in der Spätschwangerschaft können aber auch ein Anzeichen für eine Komplikation (z.B.Schwangerschaftsvergiftung) sein und müssen ärztlich abgeklärt werden.

Massnahmen: Beim Ausruhen oder nachts die Rückenlage vermeiden. Am besten ist die stabile Seitenlage. Stehen Sie nicht zu schnell aus dem Sitzen auf. Lassen Sie häufiger Ihren Blutdruck kontrollieren, z.B. in der Apotheke. Gehen Sie viel an der frischen Luft spazieren oder schwimmen, das bringt den Blutdruck auf Trab. Mit einem Stück Dörrobst in der Tasche können Sie schnell etwas gegen Unterzuckerung tun.

Achtung: Nicht alle Beschwerden sind harmlos. Bei folgenden Anzeichen müssen Sie sofort die Ärztin oder den Arzt benachrichtigen, damit eine ernsthafte Ursache ausgeschlossen werden kann:

  • Wenn Sie Fieber über 38°C haben
  • Wenn Sie öfter als dreimal am Tag erbrechen müssen
  • Wenn Sie Schmerzen beim Wasserlassen und/oder blutigen  Urin haben (Harnwegs- oder  Nierenentzündung)
  • Wenn Sie Blutungen haben, mit oder ohne Schmerzen (Fehlgeburt, vorzeitige Lösung der Plazenta)
  • Wenn der Bauch ununterbrochen hart ist und schmerzt (Wehen)
  • Wenn Sie starke Bauchschmerzen haben (Blutung innerer Organe)
  • Wenn Sie starke Beinschmerzen an einer bestimmten Stelle haben (Thrombose)
  • Wenn Sie Fruchtwasser verlieren (Blasensprung)
  • Wenn sich das Kind weniger, anders als gewohnt oder gar nicht mehr bewegt
  • Wenn Sie massive Kopfschmerzen, Augenflimmern, Sehstörungen, Übelkeit, Schmerzen unter dem Brustbein, innere Unruhe, geschwollene Hände, Füsse und ein geschwollenes Gesicht haben (Schwangerschaftsvergiftung)