Privathaftpflicht, Reise- und Zahnpflegeversicherung – es ist gar nicht so einfach, im Versicherungsdschungel den Überblick zu behalten. Gerade, wenn Kinder geboren werden oder eine räumliche Veränderung ansteht. Andrea Auer, Mediensprecherin bei comparis.ch, gibt einen Überblick, was Familien beachten sollten.
So sind Familien am besten versichert
Was sollten Familien mit einem oder mehreren Kindern grundsätzlich abgedeckt haben, wenn es um Versicherungen geht?
Die Wahl verschiedener Versicherungen hängt in erster Linie von den eigenen Bedürfnissen ab. Obligatorisch für alle in der Schweiz wohnhaften Personen ist die Krankenversicherung (Grundversicherung). Die Police sollte spätestens innert dreier Monate nach der Geburt abgeschlossen sein. Es ist jedoch ratsam, diese schon vor der Geburt des Kindes zu unterzeichnen. So vermeidet man Deckungslücken bei allfälligen Beeinträchtigungen ab Geburt. Bei Kindern ist ausserdem eine Franchise von 0 Franken die beste Lösung. Denn mit Kindern geht man in der Regel häufiger zum Arzt.
Häufig wird auch eine Zahnpflegeversicherung empfohlen.
Genau. Diese sollte spätestens beim Erscheinen der ersten Zähne gemacht werden, am besten aber noch vor der Geburt. Denn womöglich verlangen einige Versicherer zu einem späteren Zeitpunkt ein zahnärztliches Attest – im schlimmsten Fall lassen sich Zähne nur noch unter erschwerten Bedingungen oder gar nicht mehr versichern. Neben der Krankenversicherung ist für Familien auch der Abschluss einer Privathaftpflicht- sowie Hausratversicherung angezeigt. Hier fährt man mit Kombi-Paketen oft am günstigsten. Überlegen sollte man sich zudem auch: Invaliditätsversicherung für Kinder sowie Haushalt-Taggeldversicherung für den hauptsächlich im Haushalt tätigen Elternteil. Ausserdem: Für Familien, die viel reisen, lohnt sich unter Umständen der Abschluss einer Reiseversicherung. Als Faustregel gilt hier: Wer mindestens zwei Mal jährlich verreist, für den kann sich die Investition auszahlen.
Bei welchen familiären Veränderungen sollte die Versicherung überprüft und angepasst werden?
Das sind verschiedene Fälle, beispielsweise bei der Geburt des Kindes. Zu beachten sind hier die Krankenkasse inkl. Zusatzversicherungen, Invalidität sowie Zahnversicherung. Wie bereits erwähnt, sollte man sich hier bereits vor der Geburt darum kümmern. Auch das Erreichen der Altersgrenze von 18 und 25 Jahren bei Kindern muss beachtet werden. Bei diesen beiden Altersgrenzen steigen die Krankenkassenprämien in der Regel überdurchschnittlich an. Es lohnt sich also, Prämien zu vergleichen. So kann Geld gespart werden. Eine Überprüfung sollte auch beim Abschluss der Erstausbildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen erfolgen. Sobald die Erstausbildung abgeschlossen ist, brauchen Kinder in der Regel eine eigene Haftpflichtversicherung. Das gilt auch dann, wenn sie noch mit den Eltern im gleichen Haushalt leben. Am besten erkundigt man sich bei seiner Versicherung. Viele bieten eine ermässigte Prämie für Jugendliche, wenn sie aus dem Familienvertrag ausscheiden.
Gibt es noch weitere Punkte, die eine Überprüfung mit sich bringen sollten?
Einerseits nach einem Umzug, denn dann ändern sich meist auch die Wohnverhältnisse. Die Versicherungssumme bei Hausrat sollte auf jeden Fall geprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Oder beim Erwerb von Eigentum. In einem Mietverhältnis sind die Schäden an der Wohnung über die Privathaftpflichtversicherung gedeckt. Wer sich nun eine Wohnung oder ein Haus kauft, geniesst keine Deckung mehr, da die Privathaftpflicht nur Schäden an Sachen von Dritten übernimmt. Es gilt daher, den bestehenden Hausrat anzupassen. Am besten erkundigt man sich bei der Versicherung zu den Themen Gebäudeglas, Feuer und Elementar
Welchen Einfluss haben spezielle Hobbys der Kinder auf die Versicherungen?
Als Erstes ist es wichtig, zu wissen, dass die Hausratversicherung bei einem Diebstahl von teuren Instrumenten oder auch Sportgeräten nur einen Bruchteil des Neuwertes abdeckt. Schäden werden zudem nur dann bezahlt, wenn sie zu Hause durch Feuer, Wasser oder andere Elementarereignisse oder Einbruchdiebstahl verursacht wurden. Eine zusätzliche Wertsachenversicherung (Zusatzbaustein der Hausratversicherung) ist demnach je nach Bedürfnis sinnvoll. Bei teuren Sportgeräten kann es sich auszahlen, eine Kaskoversicherung als weiteren Zusatzbaustein in der Hausratversicherung zu prüfen. Wichtig für alle Pferdeliebhaber: Schäden an gemieteten oder geliehenen Pferden sollten ebenfalls in der Privathaftpflichtversicherung vermerkt werden.
Gibt es vielleicht einen Punkt, der besonders häufig vergessen geht?
Die Haushalt-Taggeldversicherung ist eine Sache, über die sich viele Haushalte keine Gedanken machen. Fällt die Person aus, die im Haushalt die Hauptarbeit leistet, muss der Partner meist beruflich kürzertreten, um gewisse Arbeiten zu übernehmen oder um den Partner zu pflegen. Eine Taggeldversicherung mildert den dadurch entstehenden Lohnausfall. Die Leistungen der staatlichen Invalidenversicherung decken nur das Existenzminimum ab und das auch erst ab dem 18. Altersjahr. Der Verdienstverlust, den Eltern vorher für Pflege und Betreuung in Kauf nehmen müssen, ist nicht gedeckt. Eine IV-Rente wird generell erst ab 18 Jahren ausbezahlt, und zwar auf dem Existenzminimum (Ergänzungsleistungen können zusätzlich beantragt werden). Eine Kinderinvaliditätsversicherung ist vor diesem Hintergrund zu erwägen; jedoch nur dann, wenn auch krankheitsbedingte Invalidität (inkl. psychischer Leiden) eingeschlossen ist. Zudem sollte auch abgeklärt werden, unter welchen Bedingungen die Versicherung zahlt. Aus serdem: Man sollte auch an eine saubere und zeitnahe Meldung bei der Versicherung im Schadenfall denken. Wer den Schaden nicht rechtzeitig meldet, der riskiert möglicherweise Deckungslücken, die womöglich hätten verhindert werden können.