Ganz und gar per Strom waren wir dieses Mal beim Familienautotest unterwegs. Unser Gefährt: Der Mercedes EQV. Ein Fall für Leute mit reichlich Nachwuchs – oder einfach dem Wunsch, viel Platz zu haben für alle Fälle. Fast schon eine Schande, dass wir dieses Mal nur zu zweit unterwegs waren.
Unterwegs mit einem leisen Riesen
Seit Ende 2020 führt Mercedes, die Marke, die bei ihren Modellen ja gerne auf Buchstabenkombinationen setzt, auch ein V in der Sammlung. Und zwar in der E-Reihe, also bei den «Stromern». Der Mercedes EQV ist für grosse Familien gedacht, aber auch für Taxi- und Limousinenflotten. Ein veritabler Shuttle also mit seinen insgesamt bis zu acht Plätzen. Oder sechs und entsprechend mehr Gepäckraum. Davon später mehr.
Nina (12) und ich waren damit im Grunde eine echte Unterbesetzung. Allerdings kann man den EQV sogar alleine mit gutem Gewissen fahren, eben, weil man die Umwelt damit nicht belastet. E-Mobile sind im Trend, und da ist es nur logisch, dass auch Kleinbusse von der Welle erfasst werden.
Volle Ausstattung
Für Nina war diese Testfahrt mal wieder ein Volltreffer. Kinder lieben grosse Gefährte, weil sie viel Platz haben, herumturnen können (wenn man nicht gerade fährt) und gleichzeitig nicht vor der Frage stehen, wie man in diese Parklücke kommen soll. Wobei wie schon bei früheren Familientests neuester Fahrzeuge der technische Fortschritt diese Frage weitgehend löst. Unser Testfahrzeug war mit allen Spielereien ausgestattet, die solche Dinge vereinfachen, beispielsweise die Rundumkamera. Überhaupt fehlt es in dieser Hinsicht an nichts, soweit wir das auf unserem kurzen Trip beurteilen konnten.
Der erste Eindruck: Von aussen riesig, innen fein. Das Interieur ist luxuriös und logisch gestaltet, man sitzt allein von der Fahrzeughöhe her auf dem «hohen Ross» und hat die Übersicht. Was nach der Abfahrt sofort auffällt, ist die Ruhe. Der EQV ist wirklich, selbst wenn man – in dem Mass, in dem ein elektrischer Koloss das eben kann – mal beschleunigt, eine sehr stille Sache, man fragt sich gelegentlich unwillkürlich, ob man eigentlich noch fährt oder gerade abgeschleppt wird.
Bis zu 400 Kilometer
Also schlängelten wir uns nahezu geräuschlos in den Stadtverkehr ein, und für diesen ist ein E-Fahrzeug ja ohnehin ideal. Kurze Strecken, schnelle Beschleunigung nach der Ampel, keine Abgase. Laut Herstellerangaben kann man, wenn man ausschliesslich in der Stadt unterwegs ist, bis zu 400 Kilometern mit einer Stromladung bewältigen, was ziemlich anständig ist. Doch natürlich sind gerade Familien auch mal übers Land unterwegs oder fahren weitere Strecken in die Ferien. Auch das sollte nicht viel Bauchschmerzen verursachen. Denn gemäss diversen Testberichten ist der EQV mit allem ausgestattet, was für ein schnelles «Auftanken» sorgt, beispielsweise an einer Schnellladesäule bei einem Zwischenstopp für die Kinder. Naturgemäss waren wir selbst allerdings auf unserem Kurztrip nicht gezwungen, das auszuprobieren.
Variabler Innenraum
Bei einem Halt tobten wir uns auf dem sehr grossen Touchscreen aus, wo das Mercedes-eigene Bediensystem viele Hilfen bereit hält wie beispielsweise die intelligente Routenplanung, aber auch das Energiemanagement für den elektrifizierten Riesen. Spannender als die digitale Innenwelt ist aber gerade für Familien wohl die «analoge». Es mag zunächst nach einem technischen Detail klingen, aber dass die Batterie komplett im Unterboden verbaut ist, hat grosse Vorteile. Im Innenraum bleibt dadurch alles sehr variabel, man kann die Sitzplätze je nach Bedarf konfigurieren mit diversen Optionen. Die einzelnen Sitze oder Bänke lassen sich in oder gegen Fahrtrichtung montieren, aber auch verschieben, versetzen oder ganz ausbauen. Je nachdem eben, ob man möglichst viele Personen oder haufenweise Gepäck bewegen will. Das alles glauben wir dem Hersteller blind, wir haben es natürlich nicht ausprobiert, weil es sich nach Arbeit anhört…
Ganz günstig ist das alles nicht. Der Mercedes EQV ist kaum ein Familienauto für die breite Masse, sondern für Leute, die sich bewusst dafür entscheiden und auch das Geld dafür ausgeben können und wollen. Es gibt kostengünstigere «Familienshuttles», aber Unterschiede im Preis haben natürlich immer ihre Auswirkungen. Punkto Komfort oder Sicherheit gehörte unser Testwagen sicherlich zur gehobenen Klasse. Und der Preis lässt sich auch in einem gewissen Ausmass steuern – je nachdem, wie viele «Goodies » drin stecken sollen.
Übrigens gibt es den EQV im Format «large» sowie «extra large». Wer sich für Letzteres entscheidet und dann immer noch nicht genug Platz hat, der muss sich vermutlich gleich einen privaten Reisecar anschaffen. Da wir selbst bereits Mercedes fahren, allerdings ein weit kleineres Modell, war für Nina nach der Testfahrt klar: Der soll es sein, wenn der Wechsel ansteht. Denn so viel Luft über sich und um sich hatte es sie noch nie. Der Wunsch wurde übrigens abgelehnt, weil der EQV in unserem Fall schlicht überdimensioniert wäre. Wo aber der Bedarf platzmässig vorhanden ist, gibt es nun eine Option, die wahre Grösse mit E-Mobilität verbindet.