Nichts ist seit immer und nichts ist für immer – auch wenn wir manchmal geneigt sind, das zu glauben: Dass wir rechts und nicht links fahren, ist erst seit der Französischen Revolution so. Und ist eigentlich falsch.
Warum wir rechts fahren
Auf Schweizer Strassen gilt der Rechtsverkehr. Doch warum eigentlich? Das war nämlich nicht immer so. Vor 2000 Jahren marschierten bereits die römischen Legionen auf der linken Strassenseite quer durch Helvetien und Europa. Warum sie sich links und nicht etwa rechts fortbewegten, ist historisch nicht gesichert. Man geht aber davon aus, dass der Grund darin lag, dass die meisten Menschen Rechtshänder sind, ihre Waffen darum in der rechten Hand tragen, um sich somit besser gegen entgegenkommende Feinde auf der rechten Strassenseite verteidigen zu können. Fussgänger und andere Langsamverkehrteilnehmer gingen allerdings rechts, um nicht von hinten überrollt zu werden. Bis zur Französischen Revolution hatte so alles seine Ordnung. Links fuhren die Adligen in ihren Kutschen, rechts gingen die Bauern zu Fuss und konnten so auch dem entgegenbrausenden Verkehr ausweichen. Mit der Revolution sollten die Adligen es den Bauern aber gleichtun und die kutschenfahrenden Aristokraten wurden per Dekret kurzerhand von der «Überholspur» verbannt: Ab sofort mussten alle Pariser und Pariserinnen rechts fahren und gehen. Als dann Napoleon an die Macht kam, führte er auch ausserhalb Paris den Rechtsverkehr ein. Und weil er mit seinen Armeen zügig und in ganz Europa unterwegs war, setzte sich der Rechtsverkehr überall durch. Überall? Nein – nicht in Grossbritannien. Weil Napoleon nie bis nach England kam, fahren die Briten und die Menschen in den ehemaligen Kolonien bis heute auf der «richtigen» Seite der Strasse.
Andere Länder, die heute rechts fahren, aber trotz (oder vielleicht gerade wegen) Napoleon lange am Linksverkehr festhielten, änderten auf rechts, als sie in den beiden Weltkriegen von bereits rechtsfahrenden Ländern besetzt worden waren. Ausser Schweden. Dort fuhr man bis 1967 links, obwohl die Autos für den Rechtsverkehr geeigneter waren (Steuer auf der linken Seite). In einer Volksabstimmung 1955 stimmten knapp 83 Prozent der Schweden für die Beibehaltung des Linksverkehrs, acht Jahre später beschloss die Regierung aber trotzdem, zum Rechtsverkehr überzugehen, um so auf Kontinentaleuropa keine linksfahrende Verkehrsinsel mehr zu sein.
Es gibt auch den umgekehrten Fall: In Samoa wechselte man 2009 von Rechts- auf Linksverkehr, um der Bevölkerung den günstigeren Import von Fahrzeugen aus Japan, Australien und Neuseeland zu ermöglichen.
Der Rechtsverkehr gilt übrigens nicht für alle Schweizer Verkehrsteilnehmer: Die Züge hierzulande fahren nach wie vor links, obwohl in vielen Ländern Europas bei den Zügen ebenfalls Rechtsverkehr gilt.