In der Mehrheit der Schweizer Kantone haben Kinder ab vier Jahren einen rechtlichen Anspruch auf einen Kindergartenplatz in einem Regelkindergarten. Allerdings steht es Eltern selbstverständlich frei, für ihr Kind eine private Lösung zu suchen. Zur Auswahl stehen unterschiedliche Modelle.
Welcher Kindergarten ist der richtige?
Der Besuch eines Kindergartens ist für Kinder in der Schweiz in den meisten Kantonen obligatorisch. Deshalb machen sich Eltern zwischen dem dritten und vierten Geburtstag ihres Sprösslings Gedanken darüber, in welchen Kindergarten sie ihr Kind anmelden wollen. Soll es – wie übrigens für 95 Prozent der Kinder in der Schweiz – der öffentliche Regelkindergarten am Wohnort sein? Oder würde ein anderes Modell besser zur Familie, zur eigenen Weltanschauung und zum individuellen Lebenskonzept passen? So oder so: Heutige Eltern haben die Wahl. Ob öffentlicher Regelkindergarten, Rudolf Steiner-, Montessori- oder Waldkindergarten, ein spielzeugfreies Modell oder ein Kindergarten mit dem Hauptaugenmerk auf zweisprachiger Erziehung – es ist empfehlenswert, sich vor einer definitiven Wahl genau zu informieren. Jeder dieser Typen hat eigene Leitgedanken. Wichtig ist, dass diese zu den (Wert-)Vorstellungen der Eltern bezüglich Kindererziehung passt.
Anforderungen an den Kindergarten
Vor der Auswahl des zukünftigen Kindergartenplatzes besichtigen Sie am besten die Institution vor Ort und stellen sich folgende Fragen: Ist die Lehrperson Ihnen und Ihrem Kind sympathisch? Welche pädagogischen Grundsätze vertritt der Kindergarten? Sind die Räumlichkeiten hell und freundlich gestaltet? Gibt es Rückzugsmöglichkeiten oder Kuschelecken? Wie gross ist die Gruppe? Gibt es einen Garten mit Spielmöglichkeiten wie Rutschen, Sandkästen, Klettertürmen etc.? Werden kreative und bewegungsfördernde Aktivitäten angeboten? Sind die Toiletten sauber und hygienisch? Besonders wichtig ist natürlich auch die Entfernung zum eigenen Wohnsitz. Kann das Kind zu Fuss hingehen, oder muss es immer mit dem Auto hinchauffiert werden? Wohnen auch Spielkameraden in der Nähe, mit denen es gemeinsam den Weg absolvieren oder mit denen es sich in der Freizeit treffen kann? Lässt sich der Stundenplan mit den Arbeitszeiten vereinbaren? Gibt es ein Mitbestimmungsrecht für Eltern (Elternmitwirkung)? Und schliesslich: Mit welchen Kosten ist zu rechnen?
Gute Vorbereitung ist wichtig
Wenn Sie den für Ihre Familie passenden Kindergartenplatz gefunden haben, ist es wichtig, Ihr Kind auf diese neue Welt vorzubereiten. Erzählen Sie ihm, was dort gemacht wird. Sie können mit ihm den Weg zum Kindergarten erkunden und vielleicht an freien Nachmittagen auf dem dazugehörigen Spielplatz spielen. Vielleicht lernt es ja da bereits ein zukünftiges Gspänli kennen? Vielen Kindern fällt die erste Zeit im Kindergarten etwas schwer, trotz der ganzen Vorfreude. Sie haben die ersten Wochen Mühe, loszulassen und sich von den Eltern zu trennen. Wichtig für die Eltern ist es in diesen Fällen, ebenfalls loszulassen und den Lehrpersonen zu vertrauen. Deshalb ist es entscheidend, dass die Chemie zwischen Eltern und Kindergärtnerinnen auf jeden Fall stimmt.
„Wie oft muss ich noch schlafen, bis?…?“
Gehört Ihr zukünftiges Kindergartenkind zu jenen, die den Start kaum erwarten können? Oder hat es eher Angst und von grosser Vorfreude ist nicht viel zu spüren? So oder so – eine gute Vorbereitung lässt die Zeit bis zum Kindergartenbeginn schneller vergehen oder die Furcht etwas schwinden. Der Eltern Club Schweiz hat folgende Ideen für eine gute Vorbereitung:
- Erleben (oder wecken) Sie die Vorfreude gemeinsam: Wählen Sie zum Beispiel gemeinsam neue Finken aus, nähen oder kaufen Sie ein Znünitäschli.
- Kitzeln Sie die Neugier, sprechen Sie vom Kindergarten als einem Ort, auf den man sich freuen kann. Vielleicht erinnern Sie sich noch an eigene Kindergartenerlebnisse?
- Ihr Kind darf wissen, dass Sie stolz darauf sind, ein Kindergartenkind zu haben!
- Hat Ihr Sohn oder Ihre Tochter Angst, versuchen Sie herauszufinden, wo das Problem liegt. Bilderbücher zum Thema sind ein guter Gesprächseinstieg; im Fachhandel erhalten Sie aktuelle Empfehlungen.
- Geht es um die Angst vor dem „Neuen“? Ein Besuch im Kinder-garten, ein Kennenlernen der -Kindergartenlehrperson helfen weiter.
- Fürchtet sich Ihr Kind vor dem Weg zum Kindergarten? Unbedingt gemeinsam ablaufen!
- Oder fehlt die Übung, ohne Eltern irgendwo zu bleiben? Ein Besuch allein bei der Nachbarsfamilie, bei den Grosseltern, beim Götti oder bei der Gotte lässt alles weniger schlimm erscheinen.
Ist mein Kind reif für den Kindergarten?
Kindergartenreife bedeutet, dass das Kind in seiner Persönlichkeit so weit entwickelt ist, dass es die dafür notwendige Trennung von seinen Eltern verkraftet, selbstständig eine Toilette aufsuchen und sich alleine an- und ausziehen kann. Wichtig ist auch, dass es seine Bedürfnisse mitteilen kann. Unsichere Eltern können sich zur Einschätzung der Kindergartenreife an den Kinderarzt wenden. Ist das Kind noch nicht so weit, hat aber das entsprechende Alter schon, kann es auf Antrag der Eltern auch ein Jahr später in den Kindergarten gehen.
Änderungen mit HarmoS
Mit der Einführung von HarmoS wird der zweijährige Kindergartenbesuch in die obligatorische Schulpflicht eingebunden. Das minimale Eintrittsalter (vollendetes 4. Altersjahr) und der Stichtag (31. Juli) wurden in den beigetretenen Kantonen harmonisiert. Diese müssen die Harmonisierung bis spätetens zu Beginn des Schuljahres 2015/2016 umgesetzt haben. Auf der Webseite der Schweizerischen -Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) finden Sie heraus, ob Ihr Kanton betroffen ist und wie weit die Harmonisierung fortgeschritten ist: http://www.cdep.ch/dyn/11659.php
Buchtipp
„Kindergarten Basisstufe – ein Schritt weiter“ ist eine Broschüre von S&E, wo -Eltern und Interessierte alle Antworten auf zentrale Fragen finden, die vor und während dieser Zeit aktuell sein können. Sie kann für Fr. 10.- bestellt werden über www.schule-elternhaus.ch, Eigenpublikationen.