Ferien sind für Kinder oft der Höhepunkt des Jahres. Selbst wenn wir das Leben unserer Kleinen als vergleichsweise stressfrei einstufen: Auch für Kinder ist diese Zeit etwas Besonderes. Vor allem, weil Mama und Papa plötzlich mehr Zeit haben für sie. Oder vielleicht vor allem Papa. Denn es gibt gute Gründe, auch einmal reine Vater-Kind-Ferien zu machen. Und die müssen nicht mal besonders ausgefallen sein.
Zwischen Entspannung und Abenteuer
Den Test kann jeder selbst machen: Was ist uns haften geblieben in der Erinnerung an unsere Kindheit? Nicht selten sind es die Ferien. Der erste Flug, das erste Mal am Meer, die erste Städtereise. Es sind nachhaltige Erinnerungen, die Jahrzehnte zu überdauern vermögen. Das zeigt, welchen Stellenwert diese gemeinsamen Erlebnisse mit der Familie haben. Auch im Alltag gibt es erinnerungswürdige Ereignisse, aber diese sind oft eingepfercht zwischen Arbeit, Schule, Stress und anderes mehr, das die Erinnerung dämpft. Ferien mit der Familie sind eine Insel, die herausragt im Meer des Alltags und die man auch aus zeitlicher Distanz noch erkennt.
Gerade für „klassische“ Familien
Dabei spielt es für Kinder eine erstaunlich nebensächliche Rolle, wo es hingeht. In jedem Fall ist es ein Wechsel, eine neue Szenerie. Und die Eltern sind die ganze Zeit verfügbar, anwesend nicht nur im Sinn von Präsenz, sondern von Ansprechbarkeit. Das ist es, was Kinder an den Ferien lieben. Und gerade vor diesem Hintergrund gibt es gute Gründe, dann und wann auch mal reine Vater-Kind-Ferien einzuschalten und Mama die Möglichkeit zu geben, alleine etwas zu unternehmen. Gerade in Familien mit eher klassischer Rollenverteilung.
Man hört und liest es immer wieder: Väter tun die Dinge anders als Mütter. Sie gehen oft weniger planmässig vor, sind nicht auf jede Situation vorbereitet und improvisieren dementsprechend öfter. Dieser andere Zugang und Umgang ist in vielen Familien auf Randzeiten und das Wochenende beschränkt. Es kann eine spannende und bereichernde Erfahrung sein, wenn die Art, wie Papa die Dinge angeht, sich plötzlich über eine oder zwei volle Wochen und die ganzen Tage erstreckt. Ist Mama mit dabei, gibt es unzählige Situationen, in denen die Kinder darauf konditioniert sind, zunächst einmal zu ihr zu rennen. Ist „nur“ Papa da, wird er sich auch um Dinge kümmern müssen, die sonst an ihm vorbeiziehen.
Abenteuer oder „normal“?
Väterferien: Wie müssen die aussehen? Natürlich denkt man, Klischee hin oder her, zunächst an alles, was nach Abenteuer riecht. Zu Fuss mit dem Zelt unterwegs beispielsweise: Das ist ein typisches Papa-Kinder-Szenario. Allerdings sollte man das als Vater nur dann machen, wenn das Zelten und überhaupt die ganze Survival-Angelegenheit auch wirklich eine Leidenschaft ist. Den Abenteurer spielen, um die Kinder zu beeindrucken: Das kommt nicht gut. Und es ist gar nicht nötig, vielleicht sogar kontraproduktiv. Liegt das Ziel im „Bonding“, also der Festigung der Beziehung zu den Kindern ausserhalb des Alltags, weil zuhause Karriere und Stress das oft verunmöglichen, sollte der Ablenkungsgrad nicht zu hoch sein. Es zählt die Intensität der gemeinsamen Erlebnisse, nicht der Adrenalinkick.
Doch Väter, die nun über die Zelttour hinaus Tipps für aktive Ferien allein mit ihren Kindern suchen, werden Mühe haben. Das World Wide Web hält überraschend wenig Informationen rund um Vater-Kind-Trips bereit. Mit den entsprechenden Suchbegriffen stösst man viel eher auf Diskussionsforen, in denen Frauen nach der Scheidung mit anderen Frauen darüber debattieren, ob und wohin man den Vater mit den Kindern allein in die Ferien ziehen lassen soll. Oder es geht gleich ums Thema Vaterschaftsurlaub, was natürlich ganz was anderes ist.
Übliche Familienangebote nützen
Jedenfalls: Eine bewusste Auszeit von Papa mit dem Nachwuchs innerhalb einer intakten Familie ist gemessen an der Zahl der zugänglichen Informationen entweder die Ausnahme oder aber es scheint nicht lukrativ, dafür eigene Angebote zu schaffen. Vielleicht ist es auch gar nicht nötig. Alles, was für Familien allgemein unter dem Stichwort „Aktivferien“ angeboten wird, ist auch tauglich, wenn Papa mit den Kindern allein loszieht. Dazu gehört beispielsweise alles, was heute unter „Agrotourismus“ vermarktet wird – Naturerlebnis pur, oft in Verbindung damit, selbst Hand anlegen zu können auf dem Bauernhof.
Nie verkehrt ist auch ein Hotel oder eine Anlage, die auf Familien ausgerichtet ist, weil dort in aller Regel direkt vor Ort oder in der näheren Umgebung viele zusätzliche Aktivitäten und Angebote für Kinder befinden. Väter, die allein mit ihren Kindern Ferien machen, sollten sich das Leben nicht unnötig schwer machen, indem sie sich für einen Ort entscheiden, der für Kinder nichts bereit hält. Langeweile ist vorprogrammiert, und die Papa-Ferien bleiben in schlechter Erinnerung. Ebenso falsch wäre die Überforderung. Zu glauben, ein aktiver Vater müsse seinen Kindern im Vorschulalter unbedingt einen Dschungeltrip auf eigene Faust bieten, ist wohl eher verkehrt. Ferien mit Papa müssen nicht anders sein, was die Auswahl des Ortes und der Unterhaltungsmöglichkeiten sein. Sie werden einzigartig sein, weil es für einmal eben nur Papa gibt – egal, was ist.